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Luftverkehr Luftverkehr: Am Freitag fliegt Concorde zum letzten Mal

Von Christoph Driessen 23.10.2003, 05:44
Au revoir, Concorde: Der Superflieger setzt zur letzten Landung an. (Foto: dpa)
Au revoir, Concorde: Der Superflieger setzt zur letzten Landung an. (Foto: dpa) dpa

London/dpa. - Es gab schon immer Leute, die sich von der Concorde nicht beeindrucken ließen. John Ronald Reuel Tolkien (1892-1973), der Autor von «Der Herr der Ringe», pflegte auf den Umschlag seines Steuerschecks zu schreiben: «Keinen Penny für die Concorde!» Flughafen-Anwohner protestierten jahrzehntelang gegen den Lärm, Umweltschützer gegen den astronomischen Sprit-Verbrauch. Jetzt können sie sich freuen: Am Freitag (24. Oktober) fliegt die Concorde zum letzten Mal.

British Airways (BA) rechnet mit bis zu einer Viertelmillion Zuschauern, wenn der «fliegende Kugelschreiber» aus New York kommend auf dem Flughafen London-Heathrow aufsetzt. Lauter Prominente werden aussteigen. Die Concorde war immer der Lieblingsflieger der Reichen und Schönen. Ob Claudia Schiffer, Madonna, Richard Gere, Paul McCartney, Sting und Mike Tyson - sie und viele andere zahlten gern ab 10 000 Euro aufwärts. Sir Elton John landete 1997 unplanmäßig in Halifax (Kanada), nachdem ein Triebwerk ausgefallen war. Der Chef einer Ölgesellschaft brachte es auf 70 Flüge im Jahr.

So futuristisch die spitznasige Maschine von außen auch aussah, drinnen konnte man eher nostalgisch werden. Selbst BA sprach von «70er-Jahre-Flair». Die Beinfreiheit entsprach der Economy-Class. Ein Paar, das kürzlich bei doppelter Schallgeschwindigkeit unter einer Decke intim wurde, erntete von BA anerkennende Worte für seine akrobatische Leistung.

Aber es ging ja auch nicht um Komfort, sondern um etwas ganz anderes. Die «Zeit» drückt es so aus: «Man bezahlte den hohen Preis nicht für die Zeit, die man saß, sondern für die Zeit, die man nicht sitzen musste.» Die Concorde flog mit 2150 Stundenkilometern in 3 Stunden und 35 Minuten von London nach New York. Ihre Geschwindigkeit war so hoch, dass sie durch die Erhitzung während des Fluges bis zu 25 Zentimeter länger wurde.

Nur leider: Das Ganze rentierte sich nicht. 26 000 Liter Kerosin-Verbrauch pro Stunde - das war zu viel. Dennoch ist der Prestigevogel 34 Jahre alt geworden. Sogar die Katastrophe vom 25. Juli 2000, als beim Absturz einer Air-France-Maschine bei Paris 113 Menschen umkamen, bedeutete noch nicht das Aus. Noch einmal erstand die Concorde als Phoenix aus der Asche. Erst die schwere Krise der Luftfahrtindustrie seit dem 11. September ließ bei Air France und BA den Entschluss reifen: Für solche Extravaganzen fehlt das Geld.

Auch wenn es zu keinem weiteren Unglück kam, das Alter der Maschinen machte sich in letzter Zeit deutlich bemerkbar. Da brachen Teile der Tragflächen und des Heckruders ab, da zeigten sich Risse im Fenster, da fielen Triebwerke aus. Im April 2002 begann eine Maschine über dem Atlantik so laut zu rappeln, dass selbst der sonst so unerschütterliche «Eiserne Kanzler», der britische Finanzminister Gordon Brown, seine Akten weglegte. Sein Chefberater Ed Balls berichtete nachher: «Wir haben still da gesessen und unsere Gefühle für uns behalten.»

Alles Geschichte. Sechs der sieben BA-Concordes kommen ins Museum, eine behält man zu Vorführzwecken. Künftig fliegen wieder alle gleich schnell nach New York: Pauschal-Urlauber genauso wie die Königin von England.

Daten und Fakten zur Aérospatiale-BAC Concorde 101/102 ( (Grafik: dpa)
Daten und Fakten zur Aérospatiale-BAC Concorde 101/102 ( (Grafik: dpa)
dpa