Luftschiff Luftschiff: Mit der «Graf Zeppelin» in 20 Tagen um die Welt

Friedrichshafen/dpa. - Es war Hugo Eckeners (1868-1954)ehrgeizigstes Projekt. Der Nachfolger des Erfinders und 1917gestorbenen Firmengründers Ferdinand Graf Zeppelin wollte mit einemLuftschiff den Globus umrunden und so beweisen, dass dieses einemFlugzeug überlegen ist. Mit der Reise in 20 Tagen um die Welt schrieber Luftfahrtgeschichte: Am 15. August 1929 hob die «Graf Zeppelin»mit 20 Passagieren, 41 Mann Besatzung und 400 Kilo Post an Bord inFriedrichshafen ab und kehrte nach nur drei Zwischenstopps in Tokio,Los Angeles und Lakehurst bei New York im Triumph am 4. September anden Bodensee zurück.
Bei diesem Abenteuer mit der 236 Meter langen und maximal 30,5Meter breiten «Silber-Zigarre», die durch fünf Maybach-Motoren mit je530 PS angetrieben wurde, übernahm Eckener selbst das Kommando. Schondie erste Nonstop-Etappe ins rund 11 000 Kilometer entfernte Tokioversetzte die Weltöffentlichkeit ins Staunen, wie die HistorikerinBarbara Waibel in ihrem Buch «Zu Gast im Zeppelin» schreibt. Nach nurvier Tagen machte die «Graf Zeppelin» am Ankermast fest.
Dem Himmelsfahrzeug aus Europa bereiteten die Japaner einenüberwältigenden Empfang. «Bald war das Luftschiff von neugierigenFlugzeugen umkreist, aus denen sich Filmkameras und Fotoapparate aufes richteten. Winkende und rufende Menschen drängten sich auf denStraßen und Hausdächern. Schiffe, Autos und Fabriksirenenveranstalteten ein ohrenbetäubendes Hupkonzert - kurz, alles waraußer Rand und Band», kabelte damals der Journalist Max Geisenheyneran die «Frankfurter Zeitung».
Am 27. August war Los Angeles erreicht. Weiter ging es nach NewYork, wo das Luftschiff mehrere Schleifen um die Freiheitsstatue flogund Eckener von US-Präsident J. Edgar Hoover empfangen wurde, bevores am 1. September im nahen Lakehurst landete. Der Gesellschaft anBord boten sich atemberaubende Bilder. Bei einer Geschwindigkeit vonmaximal 135 Stundenkilometern erlebte sie aus wenigen 100 MeternFlughöhe die unwirtlichen russischen Sumpflandschaften ebenso hautnahwie die endlose Weite des amerikanischen Kontinents.
Auch in der Gondel wurde es nicht langweilig. Die illustren Gästetafelten ausgiebig oder lauschten in der Bar Pianoklängen. ChefkochOtto Manz zauberte in der engen Küche jeden Tag ein Gala-Menü auf denTisch.
Die Weltfahrt schien zunächst für Eckener auch ein finanziellesAbenteuer. Die Luftschifffahrt hatte seit ihrem Beginn im Jahr 1900stets die Menschen, aber nicht unbedingt die deutschen Regierungenbegeistert, so dass staatliche Hilfe nicht zu erwarten war. Der US-Großverleger Randolph Hearst erbot sich, einen Großteil derReisekosten zu übernehmen. Seiner Forderung nach einem Monopol aufdie Bordberichterstattung konnte Eckener jedoch nicht entsprechen,denn die «Graf Zeppelin» war mit Spenden der deutschen Bevölkerunggebaut worden. So durften auch deutsche Journalisten mitfahren.
Nicht nur wegen der Weltumrundung gilt die «Graf Zeppelin» als daserfolgreichste Luftschiff der Geschichte. Später machte es mit einerspektakulären Arktis-Fahrt Schlagzeilen und bestritt den Liniendienstnach Südamerika. 1940 wurde es zusammen mit den anderen«Riesenzigarren» auf Weisung des Nazi-Regimes auf dem FlughafenFrankfurt/Main abgewrackt. Denn die Ära des lautlosen Gleitens durchdie Lüfte war 1937 mit der «Hindenburg»-Katastrophe zu Ende gegangen.Das Luftschiff hatte aus bis heute unbekanntem Grund bei der Landungin Lakehurst Feuer gefangen und war explodiert.
Doch der Mythos Zeppelin hat eine Wiedergeburt erlebt: Seit 2001sind am Bodensee drei 75 Meter lange moderne Luftschiffe gebautworden, die zu Touristen-Rundflügen eingesetzt werden. Ein Zeppelinist nach Japan verkauft worden und soll auf der gleichen Route wieeinst die «Graf Zeppelin» nach Fernost reisen - allerdings mit einemUnterschied: Der viel kleinere Zeppelin NT (Neue Technologie)benötigt dafür ein gutes Dutzend Zwischenstopps.