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Die erstaunliche Geschichte eines Zahlenspiels

Von Joceline Teichmann 16.09.2016, 09:05

Glücksspiele haben eine sehr lange Tradition und lassen sich sogar bis ins antike Rom zurückverfolgen. Schon damals gehörte diese Art des Zeitvertreibs zum alltäglichen Leben – jedoch nur hinter verschlossenen Türen. Auch in Deutschland etablierten sich diese Spielhäuser bereits Anfang des 13. Jahrhunderts.

Wie die Politik in Genua das Zahlenspiel erfand

Die Entstehung des Spiels Lotto ließ hingegen noch zwei weitere Jahrhunderte auf sich warten. Erst dann wurde es als Mittel der Geldbeschaffung durch ein Gewinnspiel von den Genuesen im Mittelmeerraum entdeckt. In Genua, das heute zu Italien gehört, wurde das Spiel „5 aus 90“ im 15. Jahrhundert ursprünglich zur Bestimmung des neuen Stadtrates eingesetzt. Damals tauschten sie die Namen durch Zahlen aus und die ersten fünf gezogenen Ziffern legten die neuen Räte fest. Diese Prozedur ermunterte die alten Genuesen zum eifrigen Wetten auf die möglichen Gewinnerzahlen. Der genuesische Benedetto Gentile entwickelte alsbald aus dem politisch motivierten Zahlenlotto ein reines Glücksspiel, das für viel Begeisterung und hohe Umsätze sorgte.

Von Hamburg nach ganz Deutschland

Nach dem italienischen Vorbild verbreitete sich das Spiel in ganz Europa. Die erste deutsche Stadt, in der Lotto gespielt wurde, war Hamburg. Seit 1614 wird hier auf Zahlen getippt, die dem glücklichen Gewinner Reichtum versprechen. Doch nicht nur die Teilnehmerzahlen nahmen rasant in ganz Europa zu. Damit einhergehend stieg auch der Aberglaube merklich an. Es gab sogar den Beruf des sogenannten Lottopropheten, die den Menschen eine Vorhersage der richtigen Zahlen versprachen, sich jedoch vor allem immer wieder als Scharlatane herausstellten.

Später bildeten sich im Deutschen Kaiserreich viele Landeslotterien, die jedoch in großer Konkurrenz zueinander standen. Dies führte dazu, dass sie zu einer kleineren Anzahl zusammengefasst wurden, sodass Anfang des 20. Jahrhunderts insgesamt sieben Landeslotterien existierten, unter ihnen auch die „Mitteldeutsche Staatslotterie“.

Doch schon bald gelangten die Nationalsozialisten an die Macht und das Genehmigungsrecht von Lotterien wurde dem Reichsminister des Inneren übertragen, der das System wieder veränderte. Er war für das „Amt für Lotteriewesen der NSDAP“ zuständig, das zehn Außenstellen umfasste und damit der größte Lotterieveranstalter im Land war.

Die Wiederauferstehung

Die erneuerte Einführung von Landeslotterien erfolgte nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Am 16. August 1945 wurde in Berlin eine erste Stadtlotterie zur Förderung des Wiederaufbaus ausgeschrieben. Diese brachte sagenhafte 350.000 Reichsmark ein, woraufhin in allen Besatzungszonen das Lotteriewesen eingeführt wurde. Es dauerte allerdings noch weitere 10 Jahre, bis der erste Lottomillionär jubeln konnte: Der Bauarbeiter Willi Strauch aus Aachen ging damit im Jahr 1955 in die Lottogeschichte ein.

Zu dieser Zeit wurden die Spielscheine übrigens noch manuell ausgewertet. Später auch mit Schablonen, die an den Trefferstellen entsprechende Durchbrechungen hatten und so eine halbwegs schnelle Überprüfung der Scheine ermöglichte. Nichtsdestotrotz nahm diese Vorgehensweise viel Zeit in Anspruch und erforderte eine große Anzahl von Mitarbeitern. Heute ist das natürlich viel einfacher, da die Kontrolle dank des technischen Fortschritts elektronisch möglich ist.

Das ist jedoch nicht die einzige Veränderung, die das Zahlenspiel seitdem erleben durfte. Im Laufe der Zeit wurde es immer wieder weiterentwickelt und verändert. Alte Spielarten gingen verloren und neue kamen hinzu. Eine Neuerung der letzten 60 Jahre, die uns – aus gutem Grund – bis heute erhalten geblieben ist, ist die Superzahl. Um mehr Gewinnklassen zu bekommen und die Gewinne dadurch besser aufteilen zu können, wurde am 7. Dezember 1991die Superzahl eingeführt. Durch die stark angestiegene Mitspielerzahl seit der Wiedervereinigung war natürlich auch die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass es häufiger Gewinner gab, wodurch allerdings ein hoher Jackpot wesentlich seltener wurde. Dem konnte dank der Einführung der zusätzlichen Ziffer auf den Spielscheinen entgegen gewirkt werden, sodass wir heute oft auf hohe Gewinnsummen hoffen können.


Lotto in der DDR

In der DDR wurde das Spielangebot im Januar 1954 landesweit unter der Zuständigkeit des VEB Zahlenlotto initiiert. Der DDR-Bürger konnte zwischen verschiedenen Spielarten wählen: Sportfest-Toto 6 aus 49, Lotto-Toto 5 aus 45, der Berliner Bärenlotterie 5 aus 90 (bis 1985) und Tele-Lotto 5 aus 35 (ab 1972). Damals gab es fast 15.000 Verkaufsstellen, die jede Woche Millionen von Lottoscheinen einsammelten.

Im März 1957 wurde erstmals eine Ziehung der Lotto-Zahlen im DDR-Fernsehen übertragen. Das war bemerkenswert fortschrittlich, mussten die Zuschauer in West-Deutschland doch acht Jahre länger auf dieses Ereignis warten. Allerdings wurde die TV-Ziehung erst mit der Einführung des Tele-Lottos so richtig erfolgreich und erreichte zwischen dem Sandmännchen und der Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ Millionen Bürger. Die 20-minütige Unterhaltungsshow war sonntags ein regelrechtes Highlight, das bis zu seinem Ende 1992 beachtliche 1.351 Mal ausgestrahlt wurde.


LOTTO Sachsen-Anhalt wird geboren

Seit 1992 gibt es in allen neuen Bundesländern die Spielarten des „Deutschen Lottoblocks“ und damit ein einheitliches System in ganz Deutschland.
Heutzutage hat jedes Bundesland sein eigenes Lotto-Unternehmen. Die Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt existiert bereits seit dem 26. September 1991 und schon im darauf folgenden Monat konnten die Lottospieler erstmals an einer Ziehung von LOTTO 6aus49 teilnehmen. Seit 1993 ist LOTTO Sachsen-Anhalt außerdem ganz offiziell als 16. Gesellschaft in den „Deutschen Lotto- und Toto-Block“ aufgenommen und beschert seitdem Hunderttausenden von begeisterten Spielern ein allwöchentliches Vergnügen.