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Noch immer Vermisste Londoner Hochhaus Grenfell Tower brennt auch am Donnerstag - 17 Tote

15.06.2017, 12:00
Noch immer sind die Löscharbeiten in London nicht abgeschlossen.
Noch immer sind die Löscharbeiten in London nicht abgeschlossen. Getty Images Europe

London - Nach dem Hochhausbrand in London ist die Zahl der Todesopfer auf 17 gestiegen. Wie die Londoner Polizei am Donnerstag weiter sagte, wird mit noch höheren Opferzahlen gerechnet. Bisher waren 12 Opfer bestätigt.

Nach der Brandkatastrophe in einem Hochhaus in London wurde noch eine Reihe von Bewohnern des 24-stöckigen Grenfell Tower vermisst. Die Feuerwehr sucht in den Trümmern des Gebäudes nach weiteren Opfern. Wie der Sender BBC am frühen Donnerstagmorgen meldete, loderten in einigen Wohnungen - mehr als 24 Stunden nach Ausbruch des Brandes - noch immer die Flammen. Die Feuerwehr leuchtete von einer Hebe-Plattform von außen in das Gebäude, berichtete eine Reporterin.

 Bei dem gewaltigen Brand im Zentrum Londons wurden 65 Menschen von der Feuerwehr aus den Flammen gerettet, anderen gelang selbst die Flucht.

Nach Angaben der Rettungskräfte wurden mindestens 79 Patienten in Kliniken behandelt, 18 von ihnen seien in einem kritischen Zustand. Wie viele Menschen noch vermisst werden, ist unklar. In dem Gebäude mit 120 Wohnungen lebten britischen Medienberichten zufolge zwischen 400 und 600 Menschen.

Theresa May will Konsequenzen aus Londoner Brand ziehen

Die Ursache des Brands ist noch nicht geklärt. Bürgermeister Sadiq Khan versprach umfassende Aufklärung. „Es wird im Laufe der nächsten Tage viele Fragen zur Ursache dieser Tragödie geben, und ich möchte den Londonern versichern, dass wir dazu alle Antworten bekommen werden.“

Auch Premierministerin Theresa May kündigte eine „sorgfältige Untersuchung“ an. Wenn aus dem Feuer Konsequenzen zu ziehen seien, würden Maßnahmen ergriffen, sagte May am Mittwochabend.

Unfall wie in der „Dritten Welt“

Der britische Brandschutz-Experte Jon Hall nannte den Brand im Grenfell Tower einen Unfall, wie er in der „Dritten Welt“ vorkomme. „Alle Bestandteile der Feuersicherheit und des Gebäudemanagements“ müssten versagt haben, vermutete er auf Twitter.

Matt Wrack, der Chef der Feuerwehr-Gewerkschaft, sagte, nach dem Brand hätten die Bewohner des Gebäudes das Recht, kritische Fragen zu stellen - etwa, ob die Fassadenverkleidung die Feuersicherheit beeinträchtigt habe.

Nach der Katastrophe ist das Hochhaus im Stadtteil Kensington entgegen ersten Befürchtungen nicht einsturzgefährdet. Spezialisten hätten den Sozialbau untersucht und für weitere Lösch- und Bergungsarbeiten sicher befunden, teilte die Feuerwehr am Abend mit. Nach Angaben der Polizei wird der Rettungseinsatz noch mehrere Tage dauern. Indes spendeten Hunderte Londoner Decken, Kleider oder Babynahrung für die Bewohner. Auch mehr als eine Million Pfund an Spendengeldern wurden gesammelt.

Das Gebäude wurde 1974 erbaut und von 2014 bis 2016 saniert. Es hatte bereits Beschwerden über unzureichenden Brandschutz in dem Hochhaus gegeben.

CSU will Wärmedämmung auf Prüfstand stellen

Wegen des Feuers will Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) die energetische Gebäudesanierung in Deutschland auf den Prüfstand stellen. „Ein vergleichbarer Fassadenbrand an einem Hochhaus ist in diesem Ausmaß bei uns so gut wie ausgeschlossen. Wir nehmen das jedoch zum Anlass und werden überprüfen, ob die aus energetischen Gründen geforderte Außendämmung eine zusätzliche Brandgefahr auslöst“, sagte Herrmann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstag). (dpa, afp)