Leute Leute: Deutschlands ältester Mann ist 108 Jahre alt

Witten/dpa. - Zünftige Blasmusik tönt aus dem Radio, Robert Meier(108) wippt mit dem Fuß im Takt dazu. Der älteste Mann Deutschlandsliebt Musik, vor allem bayerische Volksklänge. Sein Temperament ließihn vor acht Jahren sogar noch mit den Damen Rock'n'Roll tanzen.
1897 in der Ukraine geboren, kam Robert Meier als Kind mit seinenEltern nach Posen. Er ist einer der letzten lebenden Zeitzeugen derbeiden Weltkriege, wurde 1915 zum ersten Mal und 1942 zum zweiten MalSoldat. Stolz sagt er: «Ich habe noch unseren Kaiser erlebt.» Nachder Kriegsgefangenschaft in Russland siedelte er mit seiner Familienach Bayern um, bekam 1950 einen Job als Eisenbahner in Dortmund.
Robert Meier hat seine Frau Ella überlebt, ist schon seit fast 40Jahren Witwer. Auch seine Tochter Christa starb vor ihm. Ebenso wieder Vater lebt auch Sohn Heinz in Witten in Nordrhein-Westfalen.Zusammen mit seiner Frau kauft er für das betagte Familienoberhauptein, kocht Essen und macht sauber.
Alles andere erledigt der 108-jährige dreifache Opa und fünffacheUropa allein. Aufstehen, waschen, anziehen, Frühstück machen, spülen.Zu Mittag wärmt er sich auf dem Herd das Essen auf, genehmigt sichein frisches Pils dazu. Im Wohnzimmer steht stets eine Schale mitNaschwerk parat. Der alte Herr liebt Schokolade.
«Mein Hausarzt», sagt er, «hat mir zum Geburtstag einen Riesen-Schokohasen geschenkt.» Das war vor gut einem Monat, am 10. März.Robert Meiers Blutdruckwerte sind top, keine Probleme mit dem Herzen,er ist rank und schlank, alle Sinne auch in seinem hohen Alter nochgeschärft. Er bleibt lange auf und sieht bis spät fern, bevor er sichdann auf sein Nachtlager in der Küche bettet. Hinter der Tür an derWand eine Zeichnung vom ukrainischen Elternhaus.
Bis zu seinem 104. Geburtstag versorgte Robert Meier noch seinenkleinen Garten hinter dem Mehrfamilienhaus selbst. Vor allemErdbeeren wuchsen dort. Später, als die Arbeit zu schwer wurde,halfen Sohn und Schwiegertochter aus. Irene Meier erzählt: «Und erstand am Fenster und hat Anweisungen erteilt.»
Rüstig, resolut und immer noch mit einer gehörigen Portion Schalkim Nacken. Wenn aus der Nachbarschaft betagte Damen kommen undWeißwurst, Brötchen und Zwiebelmett bringen, revanchiert sich RobertMeier mit Cappuccino, verfeinert mit einem Löffelchen Kakao. Gernkommt dann auch ein Schnäpschen aus der ortsansässigen BrennereiSonnenschein auf den Tisch. Robert Meier liebt besonders den Obstler.
Sein wahres Rezept dafür, wie man so alt werden kann und dabeimunter und gesund bleibt, aber lautet: Haferflocken. Er kocht sie inWasser, gießt dann kalte Milch dazu und verzehrt sie ohne Obst. «Ichwar nie ein großer Fan von so sehr gesunden Sachen», scherzt er. Einhalber Apfel ist das höchste der Gefühle.
Noch immer versäumt er selten den monatlichen Stammtisch derTransnet-Gewerkschaft der deutschen Eisenbahner. 45 Jahre ist er dortjetzt Mitglied, seit er Rentner wurde. «Das Schönste, was ich erlebendurfte, war eine Probefahrt mit dem Transrapid.»
Trotz der Leidenschaft für die Eisenbahn ließ er es sich nichtnehmen, mit 85 Jahren den ersten Flug zu wagen - nach Mallorca.Augenzwinkernd gibt der lebenslustige alte Herr aus Witten einenAusblick in die Zukunft: «Bis 110 bleibe ich fit, was danach kommt,erzähle ich Ihnen später.»