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Leipzig Leipzig: Ansturm auf Bundesverwaltungsgericht-

05.05.2002, 14:49
Besucher mit Eintrittskarten mit der Aufschrift
Besucher mit Eintrittskarten mit der Aufschrift dpa

Leipzig/dpa. - «Hier werden Emotionen geweckt, hier erlebt man Geschichte. DerRaum hat schon so viel erlebt», sagt Marion Wellisch und blickt sichvoller Bewunderung im Plenarsaal um. Vor knapp sieben Jahren war die31-Jährige erstmals in dem Saal, in dem der Reichstagsbrandprozess1933 gegen den bulgarischen Kommunisten Georgi Dimitroff stattfand.«Damals war die ganze Holzvertäfelung noch Schwarz. Die Stimmung warso düster, so beklemmend.» Dass das Holz nun wieder seinenursprünglich helleren Braunton hat, begeistert die gebürtigeRheinland-Pfälzerin.

Brigitte Scholz blickt sich im Festsaal im Bereich der ehemaligenPräsidentenwohnung skeptisch um: «Das ist ein bisschen zu viel Gold.Da wäre weniger mehr gewesen - aber so war es halt damals.» Waskünftig in dem Saal sei, richtet sie die meistgestellte Frage aneinen Denkmalschutzreferenten. «Ein hausinterner Konferenzraum»,antwortet dieser und kennt die Reaktion bereits. «Das ist doch vielzu schade für so eine Pracht». Die 65-Jährige würde sich den Saal fürKammermusik wünschen. Nach dem Bombenangriff am 4. Dezember 1943 seisie erstmals in dem Gericht, wo ein Auffanglager eingerichtet wordenwar, gewesen. «Seitdem war ich immer wieder hier. Ich bin mit demHaus groß geworden.» Die Besichtigung jetzt ist da nahezu Pflicht.

2300 Tickets waren im Vorfeld von der Stadt vergeben worden. Dochschon am frühen Nachmittag hatten weitaus mehr Besucher Einlassgefunden. «Wir lassen niemanden vor der Tür stehen», versprach Hans-Joachim Heidrich vom Staatlichen Vermögens- und Hochbauamt Leipzig.80 Gäste sollten alle 15 Minuten eingelassen werden, angesichts derAnsturms einigte man sich schnell auf 120.

Rund 55 Millionen Euro hat die Sanierung und Renovierung deszweiten Monumentalbaus des wilhelminischen Kaiserreichs gekostet. Dieentstandene Pracht soll den Leipzigern nach Aussagen des Gerichts-Präsidenten, Everhardt Franßen, auch nach der feierlichen Eröffnungam 12. September zugänglich bleiben. Beispielsweise bei derBesichtigung von 75 000 wertvollen Büchern des Reichsgerichtshofs.