Leipzig Leipzig: Alte Turnschuhe und ausgelatschte Slipper hängen in der Luft

Halle (Saale)/MZ. - In Ägypten ist der zornig über dem Kopfgeschwungene Schuh ein Zeichen der abgrundtiefenVerachtung, im Irak wurde ein Schuhwurf aufden US-Präsidenten George W. Bush sogar zumAuslöser einer Schlagzeilen-Welle, die umdie ganze Welt brandete.
Leipzig dagegen nimmt seine Schuh-Skulpturgelassen: An einem Stahlgerippe im Zentrumder Messestadt haben sich in den letzten JahrenDutzende Schuhe gesammelt, die von Unbekanntenauf die Konstruktion geworfen wurden, diezu DDR-Zeiten als Werbeträger diente.
Moderne Kunst, politische Anklage oder preiswerteMüllentsorgung? Auch die Stadtverwaltung rätseltüber die Motive der Schuhwerfer, die alteTurnschuhe, Lederslipper und Allerweltstreterim Querstangen-Gewirr platziert haben. Anstoßan dem bizarren Kunstwerk nehme man nicht,versichert ein Sprecher. Nachforschungen imInternet hätten ergeben, dass Leipzig sichmit seiner Schuh-Skulptur in internationalerGesellschaft befinde. In Europa und den USAsei das "Shoe tossing" seit zehn Jahren zubeobachten - die gängigste Erklärung besagt,dass der schuhwerfende Mensch tierische Verhaltenweisenzur Reviermarkierung nachahme.
In Leipzig darf er damit weitermachen: Solangeder Besitzer der Schuh-Zielscheibe sich nichtan der Deko störe, will die Stadt nur eingreifen,wenn Gefahr droht. Wovon selbst bei spitzhackigstenSchuhgeschossen kaum auszugehen ist.