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Koffer-Leiche Leiche im Koffer versteckt und in der Spree versenkt: Chilenischer Galerist gesteht Tötung von norwegischer Touristin in Berlin

25.08.2016, 10:40
Der Angeklagte Jorge V. muss sich vor Gericht wegen Totschlags an einer norwegischen Touristin verantworten.
Der Angeklagte Jorge V. muss sich vor Gericht wegen Totschlags an einer norwegischen Touristin verantworten. dpa

Jorge V. hat vor dem Berliner Landgericht gestanden, eine Norwegerin getötet und die Leiche in einem Koffer in die Spree geworfen zu haben. Fast 15 Monate nach dem grausigen Fund in Berlin-Treptow brach der Mann sein Schweigen. Als ihn die 36 Jahre alte Frau wieder einmal beleidigt und bedroht habe, sei in seinem Kopf „die Sicherung durchgebrannt“, erklärte der 39-jährige Künstler am Donnerstag zu Prozessbeginn.

„Ich begann zu zittern, schlug sie und stach mit einem Messer auf sie ein“, gestand der Angeklagte. Die Leiche habe er in einen Koffer gezwängt und in die Spree gekippt.

Dem studierten Theaterwissenschaftler, der Schauspieler als Beruf angab, wird Totschlag zur Last gelegt. Mitangeklagt ist der ebenfalls 39-jährige Mike R., weil er geholfen habe, den Leichnam verschwinden zu lassen. Das Opfer war laut Anklage mit sieben Stichen in Kopf, Ohr, Wange und Brustkorb attackiert worden. Ein Stich ins Herz habe sie getötet. Ein Passant entdeckte die Leiche der Frau am 13. Juni 2015 am Spreeufer im Treptower Park.

Der Angeklagte sagte, er schäme sich enorm für den Schaden, den er angerichtet habe. Die Norwegerin sei eine „besondere Person“ gewesen „mit eigenen Visionen vom Leben“. In sozialen Netzwerken soll die 36-Jährige geschrieben haben, sie liebe Straßenkunst, die Natur, das Reisen, Bier und Schokolade. In Berlin war sie als Touristin.

Drogen und Alkohol im Spiel

Der Streit eskalierte in der Nacht zum 3. Juni 2015 in der von dem Chilenen betriebenen Galerie „Paradise KulturRaum“ im Stadtteil Wedding. Es seien Drogen und Alkohol im Spiel gewesen, erklärte der Angeklagte. Der Konsum der Norwegerin, mit der es eine kurze Affäre gegeben habe, sei groß gewesen. Er habe die Frau deshalb aufgefordert, sich eine andere Bleibe zu suchen. Sie habe aggressiv reagiert und unter anderem mit einer Anzeige bei den Behörden gedroht, weil er keine Arbeitserlaubnis hatte.

„Ich fühlte mich in meiner Existenz bedroht“, sagte Jorge V.. Eine „allumfassende Wut“ habe ihn ergriffen. Nach der Attacke habe der Mitangeklagte einen Rettungswagen rufen wollen. „Aber sie war tot.“ Es sei dann seine Idee gewesen, sich von dem Leichnam „zu befreien“. Sein mitangeklagter Bekannter habe lediglich „Hilfe durch physische Präsenz“ geleistet. Der Leichnam sei erst in einen großen Müllsack, dann in einen Koffer und dieser in einen Rollenkoffer gesteckt worden. Mit der S-Bahn seien sie nach Treptow gefahren. „Ich warf den Koffer in den Fluss.“

Jorge V. floh nach Mexiko

Jorge V. war untergetaucht, als drei Wochen später Haftbefehl erging. Er habe sich in Mexiko in einen Drogenentzug begeben, schilderte der Angeklagte. Nach einer zweieinhalb Monate dauernden internationalen Fahndung wurde der 39-Jährige in Mexiko festgenommen und im März ausgeliefert. Er habe nun die Kraft, Verantwortung zu übernehmen, sagte der Vater einer 17-jährigen Tochter. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt. (red/dpa)

Der chilenische Galerist Jorge V. vor dem Landgericht.
Der chilenische Galerist Jorge V. vor dem Landgericht.
AFP