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Körperteile flogen umher Landgericht Frankfurt (Oder): 25-Jähriger soll Polizisten mit 130 km/h überfahren haben

13.12.2017, 12:00
Vor Prozessbeginn unterhält sich der Angeklagte (m.) mit seinem Anwalt Stefan Böhme (r.) auf den Beginn des 13. Verhandlungstages. Auf der Flucht vor der Polizei soll der 25-Jährige in Ostbrandenburg zwei Beamte totgefahren haben, nachdem er zuvor seine Großmutter in ihrem Wohnhaus in Müllrose erstochen haben soll.
Vor Prozessbeginn unterhält sich der Angeklagte (m.) mit seinem Anwalt Stefan Böhme (r.) auf den Beginn des 13. Verhandlungstages. Auf der Flucht vor der Polizei soll der 25-Jährige in Ostbrandenburg zwei Beamte totgefahren haben, nachdem er zuvor seine Großmutter in ihrem Wohnhaus in Müllrose erstochen haben soll. dpa-Zentralbild

Frankfurt (Oder)/Müllrose - Der Fluchtwagen des mutmaßlichen Dreifachmörders von Ostbrandenburg soll bei der tödlichen Kollision mit zwei Polizisten mindestens 130 Stundenkilometer schnell gewesen sein. Zu dieser Einschätzung kam am Dienstag ein Sachverständiger der Prüfgesellschaft Dekra im Prozess vor dem Landgericht Frankfurt (Oder).

Hinweise darauf, dass das Auto am 28. Februar vor dem Aufprall abbremste, liegen demnach nicht vor. Der Wagen sei auf der Bundesstraße bei Oegeln (Oder-Spree) vor der Kollision nach rechts gelenkt worden.

An dieser Straßenseite standen die Polizisten, die eine Kontrollstelle einrichten sollten, um das Fluchtauto zu stoppen. Der Angeklagte soll zuvor seine Großmutter in ihrem Wohnhaus in Müllrose erstochen haben.

Dreifachmord in Ostbrandenburg: 25-Jähriger gibt Taten indirekt zu

„Ein bewusstes Auslenken hat hier stattgefunden“, sagte der Sachverständige über das Fahrverhalten. Der Wagen sei technisch intakt gewesen. Die Fahrbahn sei an diesem Tag trocken und nicht glatt gewesen.

Seit Mitte Oktober steht der 25-Jährige Deutsche wegen dreifachen Mordes vor Gericht. Er hatte die Taten indirekt zugegeben, indem er über die Tatabläufe sprach.

Dem Sachverständigen zufolge stand der Polizeiwagen 2,30 Meter und die Polizisten ein beziehungsweise 1,70 Meter von der Bundesstraße entfernt. Nach dem heftigen Aufprall seien Leichenteile in bis zu 125 Meter Entfernung gefunden worden, sagte der Gutachter.

25-Jähriger soll drei Menschen ermordet haben: Polizisten konnten Nagelbrett wohl nicht mehr auswerfen

Die Prüfgesellschaft hatte für das Gutachten auch zahlreiche Straßen-Szenen nachgestellt. Eine Videokamera in einem fahrenden Wagen, der das Fluchtauto darstellte, sollte Hinweise darauf geben, ab wann der Beschuldigte die beiden Beamten und den Polizeiwagen gesehen haben könnte. Den Prüfungen zufolge waren Fahrzeug und Beamte in 142 Meter Entfernung eindeutig und gut zu sehen.

Auf einer Teststrecke wurde auch erprobt, wie lange es dauert, ein Nagelbrett auszuwerfen. Dahinter steckt die Frage, ob die Beamten damals genügend Zeit hatten, dieses vor dem Aufprall noch auf die Bundesstraße auszuwerfen.

Dem Gutachter zufolge begann das Fluchtauto zwei Sekunden vor dem Aufprall nach rechts zu fahren. In dieser Zeit – so legen es die Versuche für das Gutachten nahe – sei es bei der Geschwindigkeit des Fluchtwagens nicht mehr möglich gewesen, das Nagelbrett auszuwerfen. Hinweise oder Spuren an dem Nagelbrett, dass es tatsächlich ausgeworfen wurde, habe er nicht bemerkt, sagte der Dekra-Gutachter.

Dreifachmord an Landgericht Frankfurt (Oder) verhandelt: Prozess wird am Freitag fortgesetzt

Die Verteidigung des Angeklagten beantragte vor Gericht, das Gutachten nicht zu verwerten. Dem Anwalt zufolge zieht dieses Erkenntnisse auch aus einem Video eines Lastwagens, der kurz vor dem Aufprall an dem Tatort vorbeifuhr.

Am Dienstag entschied das Gericht nicht mehr über den Verwertungswiderruf. Der Prozess wird am Freitag (15. Dezember) fortgesetzt. (dpa)