1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Polizisten überfahren: Polizisten überfahren: 24-Jähriger sollte in Psychiatrie

Polizisten überfahren Polizisten überfahren: 24-Jähriger sollte in Psychiatrie

Von Alexander Schmalz 01.03.2017, 13:05
Einsatzkräfte der Polizei suchen am 01.03.2017 einen Tatort an der Bundesstraße 168 in Oegeln im Landkreis Oder-Spree (Brandenburg) nach Spuren ab.
Einsatzkräfte der Polizei suchen am 01.03.2017 einen Tatort an der Bundesstraße 168 in Oegeln im Landkreis Oder-Spree (Brandenburg) nach Spuren ab. dpa-Zentralbild

Müllrose - Der 24-Jährige, der zwei Polizisten und seine Großmutter getötet haben soll, war den Behörden schon seit einiger Zeit als psychisch auffällig bekannt. Mitte November 2016 musste er sich vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) unter anderem wegen Raubs, Diebstahls und Fahrens ohne Führerschein verantworten, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch bestätigte. Die Anklage habe in dem Prozess auf eine Unterbringung des Mannes in der geschlossenen Psychiatrie gedrängt, sagte eine Sprecherin der Behörde.

Das Gericht sei diesem Antrag zwar gefolgt, habe aber die Maßnahme zur Bewährung ausgesetzt. Denn ein Gutachter hatte dem 24-Jährigen Behandlungsfähigkeit bescheinigt. Er wurde aber wegen einer attestierten psychischen Erkrankung als schuldunfähig von allen Vorwürfen freigesprochen. Das Landgericht kündigte für den Mittwochnachmittag eine Erklärung zu der Entscheidung an.

Weitere Spurensicherung in Müllrose

Am Tag nach der Tat in Müllrose (Oder-Spree) sicherten Kriminaltechniker der Polizei erneut Spuren im Einfamilienhaus, in dem Rentnerin Marrianne G. am Dienstagmorgen verblutete. Ihr Enkel Jan G. (24) hatte die 79-Jährige mit einem Messer am Hals verletzte. Anschließend überfuhr er mit dem Auto der toten Großmutter zwei Polizisten. Beide Beamten waren sofort tot.

Die Rentnerin hatte am Tag ihres Todes ihren 79. Geburtstag. Am Nachmittag wollte sie mit 15 Gästen feiern.

Briefträgerin sah den mutmaßlichen Mörder nach der Tat

Die erste Trauernde, die Blumen vor dem Haus ablegte, war die Briefträgerin. Sie erlebte den mutmaßlichen Mörder am Dienstag direkt nach der Tat. "Ich kam um 9.15 Uhr hier an. Plötzlich sprang einer junger Mann aus dem Auto der alten Dame und nahm alle Briefe ab, die für sie bestimmt waren. Ich habe mir nichts dabei gedacht", sagte sie. Dann eilte er zurück ins Auto und raste davon. Möglicherweise vermutete der 24-jährige Drogensüchtige Geld in den Geburtstagskarten.

Am Mittwoch sicherte die Kriminalpolizei am Unfallort bei Oegeln weiterhin Spuren. Etwa 30 Beamte suchten mit Metalldetektoren und Spürhunden den Radweg und die angrenzenden Grundstücke an der Bundesstraße 168 ab. Kriminaltechniker nahmen sich zudem den sichergestellten Wagen der 79-Jährigen vor. Seelsorger kümmern sich um die Beamten, die am Dienstag in Oegeln im Einsatz waren.

Die Gewerkschaft der Polizei wollte sich nicht zu der juristischen Aufarbeitung des Falls äußern. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und Kollegen der Opfer“, sagte Gewerkschaftssekretär Michael Peckmann. „Es gibt staatliche Institutionen, die das aufarbeiten müssen.“

Schweigeminuten im Brandenburger Landtag und im Polizeipräsidium

Der Brandenburger Landtag gedachte mit einer Schweigeminute der beiden getöteten Polizisten. „Fassungslos stehen wir vor dieser Gewalttat. Aus einem ganz normalen Diensttag wurde ein Alptraum“, sagte Landtagspräsidentin Britta Stark am Mittwoch vor Beginn der Plenardebatte. (mit dpa)