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Kuriose Stellungnahme Kuriose Stellungnahme: Staatsanwaltschaft Gera schreibt langen Brief übers "Ficken"

08.09.2018, 14:50

Köln/Gera - Es gibt Wörter, die benutzt man nur selten - oder sollte es zumindest tun. Dazu zählen Beleidigungen und auch vulgäre Ausdrücke wie das Wort „ficken“. Im aktuellen Beispiel geht es aber eben genau um dieses Wort, mit dem sich sogar die Staatsanwaltschaft Gera ausführlich beschäftigen musste. Wie kam es dazu?

ASta Köln soll sich f...

Der Fall begann laut dem Satiremagazin Extra 3 in Köln. Dort erfuhr der Allgemeine Studierendenausschuss, kurz ASta, der Universität, dass Bauarbeiter bei Arbeiten am Unigebäude durchführten, wobei sie Kleidung rechtsextremer Marken trugen. Der ASta machte dies publik, was wiederum zu einem Shitstorm gegen den ASta führte.

Ein Mann aus Gera kommentierte laut Beitrag: „Da sage ich doch glatt mal 'Fickt euch!' [...]“ Der ASta erstattete daraufhin Anzeige gegen den Mann. So gelangte der Fall zur Staatsanwaltschaft Gera, die sich daraufhin offenbar ausführlich mit dem Begriffspaar „Fickt euch“ auseinandersetzte.

Staatsanwaltschaft Gera erklärt verschiedene Bedeutungen

In einem dreiseitigen Brief antwortete die Staatsanwaltschaft dem ASta. Darin fanden sich zahlreiche Erklärungen zu dem Wort. In der Soldaten- und Jugendsprache werde der Begriff demnach als Synonym für besonders harten Drill verwendet. Beispiele lieferte die Staatsanwaltschaft prompt mit. Sie führt den offenbar üblichen Satz „Der Unteroffizier hat uns heute wieder gefickt!“ an.

„Ficken“ sei übrigens ursprünglich ein gebräuchliches Wort für schnelles Bewegen, ein Reiben oder ein Schleifen. Im Ostdeutschen würden auch ungeduldige, zappelige Menschen nicht selten als "fickrig" bezeichnet.

„Fickt euch“ ist nicht ehrverletzend

Abschließend kommt die Staatsanwaltschaft Gera in Anbetracht all dieser Aussagen zu dem Schluss, dass die Äußerung „Fickt euch“ (zumindest in diesem Fall) nicht ehrverletzend sei. Somit werde gegen den Beleidiger aus dem Internet kein Verfahren eingeleitet. Im Netz wird der Fall bereits als „Fick dick-Urteil“ gehandelt, obwohl es sich gar nicht um ein Gerichtsurteil handelt.

Eine Vertreterin des ASta gibt zum Ende des Beitrags humorvoll zu bedenken, dass diese Bewertung womöglich anders ausgefallen wäre, wenn man einem Polizisten oder gar der Staatsanwaltschaft Gera empfohlen hätte, sich zu „f...“. (mz/swr)