Kunstaktion Kunstaktion: Goldrausch in Pulheim
PULHEIM/MZ. - Ihr Ziel ist ein mittlerweile mit tiefen Löchern übersätes städtisches Grundstück an der Jakobstraße. Auf der rund 500 Quadratmeter großen Fläche hat der in Berlin lebende Künstler Michael Sailstorfer Mitte August je 14 Goldbarren à zehn und 20 Gramm im Boden vergraben. Um die goldigen Fundstücke im Gesamtwert von 10 000 Euro und das Terrain bis zum Auftakt der Aktion "Pulheim gräbt" in der Kunstreihe "Stadtbildintervention" zu tarnen hatte der 30-Jährige gelben Senf ausgesät.
"Das ist eine tolle Idee. Sie macht allen Spaß, denen, die graben und denen, die einfach nur zuschauen", sagt eine Frau aus Vogelsang, die mit ihrer Enkelin amüsiert das Treiben beobachtet.
Der gelb blühende Blumenteppich ist längst verschwunden. Schon kurz nach dem Startschuss rückten die ersten Goldgräber an, rupften die Pflanzen aus und versuchten, Löcher zu buddeln. Doch das ist gar nicht einfach, wie eine Gruppe von Studenten feststellen durfte. Stundenlang mühten sich die Studienanfänger an der Uni Köln auf dem steinigen Boden ab. Auch die Dunkelheit konnte ihren Eifer nicht stoppen. "Hier muss etwas sein", es könne kein Zufall sein, dass er so viele metallene Unterlegscheiben im Boden finde, "der muss hier gewesen sein", war sich einer von ihnen sicher.
Doch musste die Gruppe noch lange buddeln, bis sie tatsächlichen den ersten Goldbarren aus seinem erdigen Versteck befreien konnte. Weit nach Mitternacht hatten sie einen der Barren aufgespürt. Erschöpft aber zufrieden verkrochen sie sich in ihr Auto, um nach ein paar Stunden Schlaf ihr Werkzeug einzusammeln.
Einen so langen Atem wie die vier Studenten hatten die anderen Goldsucher, die in der Dunkelheit ihr Glück versuchten nicht.
Ein Pärchen aus dem nahe gelegenen Sinnersdorf, das eigentlich noch einkaufen wollte, dann aber durch einen Radiobericht von der Kunstaktion erfuhr, wirkte recht bald desillusioniert. Der steinige Boden, den die Scheinwerfer ihres Autos anstrahlten, vor allem aber die Neuigkeit, dass die Goldbarren nur zehn oder 20 Gramm schwer seien, wirkte offenbar ernüchternd. "Um die zu finden brauchen wir ja ein Sieb", stellten die beiden resigniert fest.
Eine Kölnerin verlor recht schnell die Lust. "Ich habe nur zehn Minuten gegraben, aber man kommt in einen Rausch, weil man auf viele Steine stößt und denkt, "Mensch, hier muss der Künstler doch gewesen sein". Doch sei das Graben anstrengend, weil man bei jedem Spatenstich auf etwas Hartes stoße und die Pflanzen störten.
Mit störenden Pflanzen herumplagen mussten sich diejenigen, die sich später auf die Goldsuche machten, kaum noch. Der ein oder andere machte es sich einfach und grub an den Stellen weiter, wo andere Goldgräber zuvor ihr Glück versucht hatten. Die Nachricht von dem ersten Fund zerstreute alle Zweifel an dem vergrabenen Schatz.
Skepsis empfindet hingegen eine Anwohnerin. "Anfangs war das ein tolles Event", sagt die Frau. Später sei die Geldgier durchgekommen und habe Leute aus den umliegenden Städten angelockt. Sie hätten stundenlang die Motoren ihrer Autos laufen lassen, um die Fläche zu beleuchten. "Ich hoffe nur, dass die Fläche keine Müllhalde wird."