Kriminalität Kriminalität: Vier Tote bei Amoklauf in Firma und Schule

Freising/Eching/dpa. - Vermutlich habe sich derMann zunächst Schussverletzungen beigebracht und sich außerdem durchdie Explosion einer Rohrbombe schwer verletzt.
Weil die Polizei in einem Rucksack neben dem Toten zunächst einescharfe Handgranate vermutet hatte, konnten die Beamten die Leichendes Todesschützen und des Schulleiters erst am Abend bergen. EineUntersuchung hatte ergeben, dass es keine weiteren Sprengsätze gab.
Der ledige Täter hatte an seinem früheren Arbeitsplatz in Echingam Morgen zwei Ex-Kollegen im Alter von 39 und 41 Jahren erschossen.In der Freisinger Wirtschaftsschule tötete er danach den 52 Jahrealten Direktor und schoss einem Lehrer ins Gesicht. Als Motiv für denAmoklauf gelten Hass und Rache für eine erst vor wenigen Tagenausgesprochene Kündigung. Gegen den Schützen war wegen Raubes undBetruges ermittelt worden.
Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sprach denAngehörigen der Opfer im Namen des gesamten Kabinetts seineAnteilnahme aus. Das «schreckliche Ereignis» sei «nicht dazugeeignet, die große Zahl der legalen Waffenbesitzer ins Zwielicht zusetzen», sagte Bundesinnenminister Otto Schily (SPD). «Wir sindgerade dabei, das Waffenrecht zu reformieren.»
Das Blutbad nahm nach den ersten Ermittlungen der Polizeifolgenden Verlauf: Kurz vor 08.00 Uhr stürmte der Amokläufer imBundeswehr-Kampfanzug und mit zwei großkalibrigen Pistolen bewaffnetin Eching die Firma für Dekorationsartikel, in der er bis vor kurzemgearbeitet hatte. Sofort eröffnete er im Produktionsraum das Feuer.Der Betriebsleiter und ein Vorarbeiter wurden von Schüssen tödlichgetroffen.
Danach fuhr der Täter mit einem Taxi in die rund 20 Kilometerentfernte Kreisstadt Freising. Dort schoss er 20 Minuten nach derersten Tat auf dem Parkplatz eines Zentrums mit einer Wirtschafts-und einer Fachoberschule wild um sich. Dann stürmte er dieWirtschaftsschule und ging ins Direktorenzimmer. Der Direktor starbdurch die Detonation einer Bombe und an Schussverletzungen, einemLehrer schoss der 22-Jährige durch die Wange und verletzte ihnschwer.
Der Amokläufer habe sich gezielt einen besonders strengen Lehrerals Opfer aussuchen wollen, der aber an diesem Tag krank war,berichtete die Polizei. Daraufhin habe er den Direktor getötet. EineAngestellte, die Zeugin wurde, erlitt einen Schock. Auch in derFachoberschule feuerte der Täter mehrmals um sich. Er zündete zweiweitere Rohrbomben, deren Explosionen weithin hörbar waren.Sondereinsatzkräfte der Polizei stürmten daraufhin das Gebäude.
Die Polizei war mit etwa 300 Beamten im Einsatz, die den Tatortweiträumig absperrten; Polizeihubschrauber kreisten über dem Gebiet.Den Beamten, darunter Spezialeinsatzkräfte aus München und Nürnberg,gelang es jedoch nicht, mit dem Amokläufer Kontakt aufzunehmen. Daherblieb zunächst unklar, ob sich der 22-Jährige noch in demSchulgebäude aufhielt oder auf der Flucht war.
Mittlerweile war mit der Evakuierung des Schulzentrums begonnenworden. Auch umliegende Schulen wurden vorsorglich geräumt oder vonPolizisten bewacht. Gegen 12.30 Uhr fanden Spezialeinsatzkräfte den22-Jährigen dann tot im ersten Stock des Gebäudes.
Das Rote Kreuz kümmerte sich um Schüler und Lehrer. Zurmedizinischen Versorgung der Betroffenen waren sieben Notärzte, zwölfRettungswagen und ein Rettungshubschrauber vor Ort. Für Eltern wurdeein Informationszentrum und ein Sorgentelefon eingerichtet.
