Kriminalität Kriminalität: Familientragödie zeigt Muster der Geliebten-Tötung
Mainz/dpa. - Bei dem Familiendrama mit vier Toten in der Pfalz deutet nach Einschätzung des Mainzer Psychiaters Johann Glatzel vieles auf den typischen Fall der so genannten Geliebten-Tötung hin. «Sie ist Folge einer meist sehr lang andauernden partnerschaftlichen Problematik über Monate oder Jahre hinweg», sagte der Experte für forensische Psychiatrie von der Universitätsklinik Mainz in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
In solchen Fällen sei der Mann als Täter meist «weniger sozial kompetent», abhängig und schwach. Als Folge ließe sich oft eine soziale Isolierung des Mannes feststellen.
Familientragödien «entwickeln sich aus Beziehungen, die schon sehr lange Verwerfungen aufweisen», sagte Prof. Glatzel. Dabei gebe es zwischen den Partnern immer wieder einen Wechsel zwischen Distanz und Nähe. Einer der beiden Partner gebe den Trennungsentschluss nicht klar zu erkennen. «Es kommt immer wieder zu Versöhnungen und neuen Versuchen.»
Bei der Tragödie in der Westpfalz habe sich der 48 Jahre alte Täter möglicherweise einer «Front» von Frau, deren Freund und der Schwiegermutter gegenüber gesehen und habe aus diesem Grund alle drei erschossen. «Es ist denkbar, dass der Mann die drei als eine Gruppe wahrgenommen hat, die gegen ihn steht», sagte Glatzel. Zu dieser Wahrnehmung des Mannes habe möglicherweise beigetragen, dass seine Schwiegermutter bei einer vorangegangenen Auseinandersetzung am Wochenende die Polizei gerufen hatte.
Der 48-Jährige hatte seine Frau, deren Liebhaber sowie seine Schwiegermutter in der Nacht zum Dienstag erschossen, den Schwiegervater schwer verletzt und sich selbst getötet. Den Entschluss zur Selbsttötung könne der Täter erst kurzfristig gefasst haben, sagte Glatzel. «Es ist gar nicht so selten, dass es fast zufällig ist, ob es ein Suizid wird.»