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Kriminalität Kriminalität: Bier-Klause diente für Kinder-Sex

26.02.2003, 15:57
Archivbild vom 18.11.2002 zeigt eine Gaststätte in Saarbrücken- Burbach. Diese schon lange geschlossene Gaststätte neben dem Bahnhof in Saarbrücken-Burbach ist nach Polizeiinformationen der Tatort in der mutmaßlichen Mordsache «Pascal Zimmer». (Foto: Archiv)
Archivbild vom 18.11.2002 zeigt eine Gaststätte in Saarbrücken- Burbach. Diese schon lange geschlossene Gaststätte neben dem Bahnhof in Saarbrücken-Burbach ist nach Polizeiinformationen der Tatort in der mutmaßlichen Mordsache «Pascal Zimmer». (Foto: Archiv) Becker & Bredel

Saarbrücken/dpa. - Anschließend sei er ineiner mehrere Quadratkilometer großen Kies- und Sandgrube einesehemaligen lothringischen Kohlebergwerks in Schöneck bei Saarbrückenverscharrt worden.

   Der damals fünfjährige Pascal, sein mittlerweile siebenjährigerSpielkamerad, mindestens noch ein kleines Mädchen und vermutlich auchandere Kinder waren zuvor laut Polizei wiederholt und wahrscheinlichüber Monate hinweg in einer Bier-Klause in Saarbrücken-Burbachsexuell missbraucht worden. Die Wohnung der Familie von Pascal warnur etwa 100 Meter von dieser ehemaligen «Tosa-Klause» entfernt, indie inzwischen ein italienischer Pizza-Service eingezogen ist.Hinweise, dass Pascals Familie in den Fall verwickelt ist, gibt esnicht.

Auch Freier zahlten in der im sozialen Brennpunkt Burbachgelegenen Klause für Sex mit Kindern, geht aus den bisherigenErmittlungen der Polizei hervor. Einzelheiten dazu und über die Art,wie Pascal getötet wurde, nannte die Polizei nicht. Fest steht bishernur: Einer der Dreh- und Angelpunkte der Kinderschänder-Gruppe wardie Ex-Wirtin der Klause, die mit anderen erwachsenen Frauen dortoffensichtlich auch der «normalen» Prostitution nachgegangen ist.

Die inzwischen 50-Jährige war zeitweise vom Jugendamt desStadtverbandes Saarbrücken als Pflegemutter für Pascals Freundbestellt, der mit seinen Aussagen die Ermittlungen gegen dieKinderschänder-Gruppe entscheidend vorangebracht hatte.

«Die Ermittlungen können noch Wochen oder gar Monate dauern»,sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Raimund Weyand. Er ermitteltgegen die zwölf Festgenommenen - acht arbeitslose Männer sowie vierFrauen im Alter zwischen 35 und 60 Jahren - wegen gemeinschaftlichenMordes an Pascal. Wegen schweren sexuellen Missbrauchs in anderenFällen wird noch gegen zwei andere Verdächtige ermittelt. Dazu kommengesonderte staatsanwaltliche Ermittlungen gegen eine Sozialarbeiterinim Saarbrücker Jugendamt, die der Bierklausen-Wirtin dieVormundschaft über den später sexuell missbrauchten Pascal-Freundübertragen hatte.

Diese schon 1995 ausgesprochene Pflegschaft war der Wirtin nachDarstellung eines Stadtverbandsprechers aber bereits zur Jahreswende2000/2001 wegen Verwahrlosung des Kindes entzogen worden. Hinweiseauf sexuellen Missbrauch habe es damals nicht gegeben. Der kleineJunge, der laut Polizei inzwischen in sicherer Obhut ist, hatteseinen neuen Pflegeeltern von den sexuellen Übergriffen in der «Tosa-Klause» erzählt.

Immer noch fehlt die Leiche von Pascal. Rund zwei Dutzend deutscheund französische Polizeibeamte nahmen am Mittwochmorgen mit Hilfe vonLeichenspürhunden die Suche nach dem Leichnam wieder auf. Technikerder Polizei mussten dabei für die Spürhunde erneut Löcher in den nochgefrorenen Sand bohren. Seit Freitag war die Suche wegen der widrigenWitterungsbedingungen ergebnislos verlaufen.