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Kriminalität Kriminalität: Berufsschüler in Hildesheim quälen 18-Jährigen vor Kamera

03.02.2004, 11:58
Berufsschüler verlassen die Werner-von-Siemens-Schule in Hildesheim. In der Lehranstalt soll ein 18-Jähriger über Monate hinweg von vier seiner Mitschüler misshandelt worden und dabei gefilmt worden sein. (Foto: dpa)
Berufsschüler verlassen die Werner-von-Siemens-Schule in Hildesheim. In der Lehranstalt soll ein 18-Jähriger über Monate hinweg von vier seiner Mitschüler misshandelt worden und dabei gefilmt worden sein. (Foto: dpa) dpa

Hildesheim/dpa. - Zusammen mit fünf anderen Jugendlichen sollen sie den 18-Jährigenin den Pausen immer wieder mit Stangen und Stöcken verprügelt haben.Klassenkameraden hatten tatenlos zugeschaut und sich lange Zeit inSchweigen gehüllt. Die Gewalttäter hatten auch ihnen Prügelangedroht. Bei den Verdächtigen handelt es sich um vier 17-Jährige -ein Russlanddeutscher, ein Kasache, ein Türke und ein Deutscher. Siesind Teilnehmer eines einjährigen Berufsvorbereitungsjahres. Diemeisten dieser Jugendlichen haben keinen Schulabschluss und schlechteChancen auf dem Arbeitsmarkt.

Die Misshandlungen und auch sexuellen Demütigungen des 18-Jährigenseien an der Schule ein offenes Geheimnis gewesen, sagte der Sprecherder Hildesheimer Staatsanwaltschaft, Bernd Seemann. Mit Rücksicht aufdas Opfer wollte er sich zu Einzelheiten jedoch nicht äußern. Derdeutsche Jugendliche ist in psychiatrischer Behandlung. DieStaatsanwaltschaft ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung.

Die verhafteten Schüler der Hildesheimer Werner-von-Siemens-Schuleschoben sich bei den Vernehmungen die Verantwortung gegenseitig indie Schuhe. Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann (CDU) zeigtesich «schockiert».

Die Vorfälle ereigneten sich in einem Materialraum der Schule.Lehrer hatten nach Darstellung der beschuldigten Schüler von denGewalttaten nichts mitgekommen. Auch der Schulleiter Hans-HermannSölter wies den Verdacht zurück, Pädagogen hätten von den Gewalt-Exzessen gewusst. Er bezeichnete die Taten als «erbärmlich, feige undniederträchtig».

Der Fall kam erst ans Licht, als ein Schüler aus einerParallelklasse sein Schweigen brach und einer SchulsozialpädagoginHinweise gab. Wegen der Vorfälle hatte die Polizei am Montag diegesamte Klasse verhört, berichteten die «Hannoversche AllgemeineZeitung» und die «Hildesheimer Allgemeine Zeitung».

Mit den Hildesheimer Misshandlungen reißt die Serie von Gewalt andeutschen Schulen nicht ab. In der vergangenen Woche hatten Schülerzwei Lehrer im baden-württembergischen Lörrach mit Schlägen undTritten verletzt. In den vergangenen Jahren hatten Fälle von«Geburtstagsprügeln» an einer Schule in Stadthagen im KreisSchaumburg für Aufsehen gesorgt: Schüler hatten Klassenkameraden anderen Geburtstagen zusammengeschlagen. Damals ermittelten dieBehörden gegen insgesamt 65 Verdächtige.