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Autoindustrie Kretschmer stellt erneut Verbrenner-Aus infrage

Nach dem Autogipfel in Berlin sieht Sachsens Regierungschef „mehr Vernunft“ in der Debatte. Zudem kritisiert er das Lohnniveau in den Fabriken - und ruft damit die IG Metall auf den Plan.

Von dpa Aktualisiert: 10.10.2025, 17:13
Kretschmer stellt das Verbrenner-Aus infrage. (Archivbild)
Kretschmer stellt das Verbrenner-Aus infrage. (Archivbild) Sebastian Kahnert/dpa

Leipzig - Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer stellt erneut das Verbrenner-Aus 2035 infrage. Beim Autogipfel im Kanzleramt habe es niemanden gegeben, „der der Meinung ist, dass man 2035, so wie es jetzt festgelegt ist, beibehalten darf“, sagte der CDU-Politiker MDR aktuell. „Es ist nicht erreichbar, 2035 vollelektrisch zu fahren. Und deswegen ist das Ergebnis des gestrigen Abends ganz klar: Hier muss nachgesteuert werden. Es braucht Flexibilität.“

Er kritisierte zudem die Tarife, die in den Autofabriken gezahlt werden. Die IG Metall wies dies umgehend zurück. Die Politik solle sich auf ihre eigenen Aufgaben konzentrieren, erklärte Bezirksleiter Jan Otto. „Die Krise der deutschen Autoindustrie hat nichts mit den Tarifverträgen zu tun.“ 

Kretschmer sagte, dass nicht die Wirtschaft, sondern die Politik den Weg zur Elektromobilität vorgegeben habe. „Diese überzogenen Ziele, die schaden, die sorgen für riesige Verunsicherung, und gerade im Bereich der Zulieferindustrie in Südwestsachsen sind die Sorgen sehr, sehr groß. Und deswegen bin ich froh, dass etwas mehr Vernunft, etwas mehr Realitätssinn gestern erreicht wurde.“

Kretschmer: Wochenarbeitszeit muss erhöht werden

Der Regierungschef kritisierte außerdem die Lohnkosten in den deutschen Autofabriken als zu hoch und forderte die Rückkehr zu einer längeren Wochenarbeitszeit. „Schauen wir uns an, was das Zusammenbauen eines Fahrzeugs in Deutschland, in Polen, in Spanien oder in Mexiko kostet. Und wir stellen fest, wir sind nicht wettbewerbsfähig. Deswegen muss mit der Gewerkschaft gesprochen werden, muss mit den Betriebsräten gesprochen werden, dass die Anzahl der Stunden, die wir in den Werken arbeiten, erhöht wird, dass die Effizienz erhöht“, sagte Kretschmer.

„Die Beschäftigten der Zulieferindustrie sehen was in den Werken verdient wird, wie die Arbeitsbedingungen dort sind, vergleichen das mit ihren und sind dann wirklich in Ärger, weil sie sagen: Hier geht die Industrie weg in andere Länder, aber nicht wegen uns als Zulieferer, sondern weil man es wahrscheinlich in den Werken mit den Tarifabschlüssen übertrieben hat.“

Gewerkschaft: Deutsche Hersteller haben E-Mobilität verschlafen

Die IG Metall sieht das komplett anders. Tarifverträge hätten die deutsche Autoindustrie produktiv und erfolgreich gemacht, erklärte Bezirksleiter Otto. „Dass die deutsche Industrie in einigen Bereichen schwächelt, liegt nicht an den Arbeitszeiten und den Tarifentgelten. Es liegt vor allem an hausgemachten Problemen: Die deutschen Autohersteller haben die E-Mobilität lange verschlafen.“ Außerdem mache es keinen Sinn, Beschäftigte der Zulieferer gegen jede in den Autofabriken auszuspielen.

Aus Sicht der Grünen hätte ein Aufweichen des Verbrenner-Aus negative Folgen für Sachsen. „Die kriselnde Autoindustrie in Deutschland lässt sich nicht durch ein Festhalten am Verbrenner retten“, erklärte die verkehrspolitische Sprecherin Katja Meier. Die Chance für Wirtschaft und Klima läge in der Elektromobilität. Zudem brauche die Industrie Planungssicherheit.

In den sächsischen VW-Fabriken in Zwickau und Dresden standen in dieser Woche die Bänder still. Grund ist die schwache Nachfrage nach E-Autos aus dem Hause Volkswagen. Nächste Woche soll die Produktion wieder anlaufen. Kretschmer will am Montag gemeinsam mit dem sächsischen Wirtschaftsminister Dirk Panter und Bundesumweltminister Carsten Schneider (beide SPD) das Werk in Zwickau besuchen.