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Korruptionsverdacht im Juraexamen Korruptionsverdacht im Juraexamen: Richter hörte wohl von Verdacht

04.04.2014, 13:10
2.000 Examensklausuren sollen in Hannover untersucht werden, weil ein Richter Lösungen verkauft haben soll.(Archiv)
2.000 Examensklausuren sollen in Hannover untersucht werden, weil ein Richter Lösungen verkauft haben soll.(Archiv) dpa Lizenz

Hannover - Ein Richter unter Korruptionsverdacht soll aus reinem Zufall von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft erfahren haben. Der Jurist war Anfang der Woche in Italien festgenommen worden, weil er Klausurthemen und -lösungen verkauft haben soll.

Er war nach Angaben des niedersächsischen Justizministeriums zufällig dabei, als eine Referendarin im Januar dem Referatsleiter des Landesjustizprüfungsamtes in Celle am Telefon erzählte, dass ihr Prüfungsfragen angeboten worden seien. Daher sei es „plausibel, dass der Beschuldigte damit rechnen konnte, dass weitere Ermittlungen erfolgen konnten“, sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag.

Justiz habe schnell gehandelt

Das Justizministerium widersprach damit einem Zeitungsbericht, wonach der Richter aus Justizkreise von den drohenden Ermittlungen erfuhr und daraufhin Beweismittel beseitigen konnte. Das Gegenteil sei der Fall, sagte der Sprecher. Wegen der „Schwere des Falls“ habe die Justiz besonders schnell und konsequent gehandelt. Zwischen den vorgeworfenen Taten, den Durchsuchungen der Ermittler und dem Haftbefehl habe nur eine Woche gelegen.

Erstmals habe sich die Staatsanwaltschaft schon im April 2013 wegen einer „Unregelmäßigkeit“ beim Notensprung eines Prüflings eingeschaltet. Damals habe es jedoch keine hinreichenden Hinweise auf weitere Ermittlungen gegeben. Auch davon habe der nun Beschuldigte laut Ministerium Kenntnis gehabt.

Der Richter war Anfang der Woche in Italien festgenommen worden - wann er ausgeliefert wird, ist noch unklar. Bei seiner Festnahme in einem Mailänder Hotel soll der Richter eine junge Rumänin, eine geladene Pistole und 30 000 Euro bei sich gehabt haben. Der 48-Jährige steht im Verdacht, Klausurthemen und -lösungen vor allem Prüfungswiederholern gegen Geld angeboten zu haben. (dpa)