Konsumgüter à la DDR Konsumgüter à la DDR: Als die Bügelfalte ewig hielt

Guben/dpa. - An der deutsch-polnischen Grenze wird ein Stück DDR-Geschichte wieder lebendig. «Schon vergessen? Konsumgüter Made in GDR» heißt eine Ausstellung, die in der Museumsscheune von Guben (Spree-Neiße) zu sehen ist. Sie gewährt einen Blick in die Mangelwirtschaft im «real existierenden Sozialismus». Zugleich entstehen bei vielen Besuchern nostalgische Erinnerungen an Produkte, die sie fast ein Leben lang in ewig gleicher Form begleitet haben. Die Schau, die noch bis Ende August gezeigt wird, kommt nach Museumsangaben auch bei Jugendlichen gut an.
Der Blick schweift von ORWO-Filmen und -Magnetbändern aus Wolfen (Sachsen-Anhalt) zu einem Fernseher «Patriot» von 1959 aus dem Volkseigenen Betrieb (VEB) Rafena Radeberg (Sachsen). Zum Plattenspieler «Ziphona Rubin 523» aus dem VEB Funkwerk Zittau gibt es AMIGA-Schallplatten aus Berlin, auf denen von den 70er Jahren an auch Musik von westlichen Popgruppen gepresst war. Neben einer dreifarbigen Stehlampe steht ein weißer Polyurethan-Tisch aus dem thüringischen Schwarzheide.
Einige Meter entfernt erinnert eine Waschmaschine WM 66 aus dem erzgebirgischen Schwarzenberg mit angebauter Wäschemangel an so manchen Waschtag zu Hause. Natürlich dürfen Eierbecher aus Plaste und das berühmte Besteck aus Aluminium nicht fehlen. Die DDR-Bürger nussten sich damit abfinden, aber vielen Restaurants brachte die Ess- Instrumente das Gespött von Westtouristen ein.
«Die Ausstellungsstücke haben wir nach der Wende aus dem Sperrmüll gesammelt, als viele Leute sich von ihrem alten Hausrat trennten und neuen kauften », berichtet Museumsleiter Bernd Pilz. «Einige Gubener boten uns direkt Gegenstände aus ihrem Haushalt an. Außerdem hat das Museum schon zu DDR-Zeiten Produkte der Gubener Industrie gesammelt, zum Beispiel Hüte und Erzeugnisse aus Chemiefasern.»
Aus solchen Fasern wurde in den 70er Jahren Kleidung der Marke «Präsent 20» hergestellt. Sie galt damals als ein «Geschenk der Werktätigen des Chemiefaserwerkes "Herbert Warnke" der Wilhelm- Pieck-Stadt Guben an die Partei- und Staatsführung zum 20. Jahrestag der DDR». «"Präsent 20" kam aus dem Textilkombinat Cottbus und stellte ein innovatives Produkt dar, das man nur waschen und trocknen musste», erzählt der Museumschef.
«Bügeln war nicht nötig - die Bügelfalte hielt ewig.» Nur einen Nachteil hatte der ganze Schick: «Im Sommer dampften die Träger von "Präsent 20" regelrecht, weil die Dederon-Kunstfasern den Schweiß nicht aufsaugten», berichtet Pilz.
Baumwolle war damals im Arbeiter-und Bauern-Staat ebenso wie Erdöl und viele andere Rohstoffe aus Mangel an Devisen knapp. Also wurde improvisiert und versucht, aus dem Mangel das Beste zu machen. «Nach dem 8. SED-Parteitag 1976 wurden alle Betriebe aufgefordert, langlebige Konsumgüter für die Bevölkerung herzustellen», sagt Pilz. So kam es auch, dass schon mal ausgerechnet ein Stahlwerk einen Bildwerfer herstellte.
Mit dem Jugendbildwerfer «Pouva Magica» konnten sich Generationen von Kindern Märchenfilme wie «Die Bremer Stadtmusikanten» ansehen. Hersteller war der VEB Edelstahlwerk in Freital (Sachsen). «Dieser Bildwerfer wurde von der zweiten Hälfte der 50er Jahre bis zur Wende 1989 hergestellt - eine phänomenal lange Zeit», wundert sich Pilz noch heute. Andere Methusalems waren die Fotoapparate «Penti» und «Pouva Start», die in den VEB Kamera- und Kinowerken Dresden vom Band liefen. Doch die Schau zeigt auch moderne Spiegelreflexkameras, die in Dresden und im VEB Carl Zeiß Jena hergestellt wurden.
Für die Gestaltung der Ausstellung nutzten die Mitarbeiter auch Versandhauskataloge aus Chemnitz und Leipzig, die es bis in die späten 70er Jahre gab. Dabei machten sie einmal eine interessante Entdeckung. «Mit Hilfe dieser Kataloge konnten wir ein Gerät, das wir für einen Samowar hielten, als die Kaffeemaschine "Moccadur" aus einem Betrieb für Elektromechanik in Berlin-Kaulsdorf identifizieren», berichtet der Museumsexperte. Das gute Stück stammt aus den 50er Jahren.