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Köln Köln: Brief 556 Jahre nach dem Tod erhalten

13.04.2007, 09:29
Der Domprobst des Kölner Doms, Norbert Feldhoff, hält einen Werbebrief der Deutschen Post, der an den vor 556 Jahren verstorbenen Maler Stephan Lochner adressiert ist. (Foto: dpa)
Der Domprobst des Kölner Doms, Norbert Feldhoff, hält einen Werbebrief der Deutschen Post, der an den vor 556 Jahren verstorbenen Maler Stephan Lochner adressiert ist. (Foto: dpa) dpa

Köln/dpa. - DerBrief hatte die Anschrift: «Stephan Lochner, Domkloster 4, 50667Köln» - die Adresse des Kölner Doms, wo Lochners viel gerühmter Altarder Stadtpatrone steht.

Wie Dompropst Norbert Feldhoff am Freitag in Köln berichtete, habeer daraufhin an Klaus Zumwinkel, den Vorstandsvorsitzenden derDeutschen Post, geschrieben: «Es ist fast schon tragisch zu nennen,dass Stephan Lochner in seinem derzeitigen Zustand weder IhrVorzugspaket noch den "besonderen Service", alle deutschenBriefmarken-Neuerscheinungen vier Mal im Jahr automatisch zur Ansichtnach Hause zu bekommen, wahrnehmen kann. Ich bin auch nicht in derLage, Ihnen die neue Anschrift von Stephan Lochner anzugeben. HerrLochner ist uns sehr wohl bekannt, aber wir können ihn nicht mehrerreichen, da er vor genau 556 Jahren gestorben ist.»

Es ist nicht das erste Mal, dass Meister Stephan als Kundegewonnen werden soll. Vor einem Jahr wurde ihm bereits die Gold Cardvon American Express angeboten, dann offerierte ihm die «Neue ZürcherZeitung» ein Abonnement. Das Kölner Erzbistum vermutet, dass Name undAdresse irgendwann automatisch erfasst wurden und seitdem fürWerbezwecke weitergegeben werden.

In allen Fällen wurde die Post von Dompropst Feldhoff beantwortet.Infolge der Anschrift sei er als «rechtlicher Vertreter desMetropolitankapitels der Hohen Domkirche» berechtigt, in LochnersNamen zu antworten, erläuterte er. Da Lochner das großzügige Angebotnicht mehr annehmen könne, bitte er um eine Spende für den Dom.

Zumwinkels Büro erwiderte darauf, man verstehe, dass der PropstLochners neuen Aufenthaltsort nicht preisgeben wolle, da die KircheVerfolgten und Gesuchten ja seit jeher Unterschlupf gewähre. DerWunsch nach Neukundengewinnung müsse dahinter zurückstehen. DemSpendenaufruf kam die Post nach und gab 1111,11 Euro für das neueGerhard-Richter-Fenster im südlichen Querschiff. «So hat sich StephanLochner wieder einmal als Spendensammler verdient gemacht»,schmunzelte Feldhoff.