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Club-WM Einstellung und Bellingham: BVB-Auftakt wirft Fragen auf

Die Spieler selbstkritisch, der Trainer beschwichtigend: Das Beste am 0:0 gegen Fluminense zum Auftakt bei der Club-WM war das Ergebnis. Es bleibt die Frage, wie ernst der BVB das Turnier nimmt.

Von Carsten Lappe, dpa Aktualisiert: 18.06.2025, 10:20
Jobe Bellingham konnte nach seiner Einwechslung wenig bewirken
Jobe Bellingham konnte nach seiner Einwechslung wenig bewirken Jonathan Moscrop/CSM via ZUMA Press Wire/dpa

East Rutherford/Fort Lauderdale - Nach dem schwachen Start in die Club-WM gab Trainer Niko Kovac seinen Spielern erst einmal einen halben Tag Ausgang. Den Kopf freibekommen war nach der Rückkehr von Borussia Dortmund aus New Jersey nach Florida die Devise.

Anstatt nach der Regenerationseinheit am Vormittag in Fort Lauderdale die enttäuschende Leistung beim glücklichen 0:0 gegen Fluminense Rio de Janeiro aufzuarbeiten, sollten die BVB-Profis „mal ein bisschen die Umgebung“ erkunden. „Denn permanent im Hotel mit der Klimaanlage - das ist nicht ganz einfach“, befand Kovac.

Ob am Strand, zum Trip ins nahe Miami, zum Tauchen oder Fischen im Atlantik – im tropisch-heißen Florida ist es leicht, auf andere Gedanken als Fußball zu kommen. Womöglich zu leicht, denn spöttisch könnte man angesichts des müden Auftritts gegen Fluminense spekulieren, dass die Vorbereitung auf das Match gegen die motivierter wirkenden Brasilianer zuvor in Fort Lauderdale doch etwas lasch gewesen ist.

Kovac reagiert ungewöhnlich: Freizeit statt Nachsitzen

„Jeder hat richtig Bock auf diese Aufgabe hier“, widersprach Verteidiger Niklas Süle bei DAZN, bekannte aber auch: „Es war einfach viel zu wenig.“ Tatsächlich passte die Leistung des BVB in East Rutherford zum miesen regnerischen Wetter in New Jersey und so gar nicht zu den hohen Ambitionen. Wochenlang war beim BVB die Wichtigkeit des Turniers betont worden. Immerhin gibt es jede Menge Geld zu verdienen. 

Die Dortmunder hatten sogar alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Jungstar Jobe Bellingham rechtzeitig zum Turnierstart für gut 30 Millionen Euro vom AFC Sunderland zu verpflichten. Der Bruder des früheren BVB- und jetzigen Real-Madrid-Profis Jude Bellingham soll der neue Fixpunkt im Dortmunder Gebilde werden. Kovac betonte immer wieder, wie viel er vom 19-Jährigen schon in den USA erwarte.

Tatsächlich schonte Kovac Bellingham gegen Fluminense dann rund 60 Minuten lang. Als er eingewechselt wurde, konnte er auch nichts mehr bewirken. „Es ist sicher einfacher, in ein schon gefestigtes Gebilde zu kommen“, sagte Kapitän Julian Brandt. 

Muss Bellingham ins Team?

Nach einem Monat Pause seit dem letzten Bundesliga-Spieltag erinnerte das Gekicke ohne Bellingham aber frappierend an das, was der BVB weite Strecken vor dem Beginn von Kovacs Amtszeit Anfang Februar gezeigt hatte. „Wir müssen dahin zurückkommen, was uns stark gemacht hat: Schneller spielen, härtere Pässe, einfach das Tempo etwas erhöhen. Es war alles ein bisschen langsam“, monierte Torhüter Gregor Kobel. 

Für das dynamische Spiel ist Bellingham eigentlich geholt worden. Im Zentrum tat sich gegen Fluminense mit Pascal Groß und Marcel Sabitzer aber erschreckend wenig in dieser Hinsicht. Vieles spricht dafür, dass Bellingham im nächsten Gruppenspiel am Samstag in Cincinnati gegen Mamelodi Sundowns aus Südafrika nun das Vertrauen erhält. „Er ist ein herausragender Fußballer. Ich hoffe, dass er uns in den nächsten Wochen weiterbringt“, sagte Abwehrspieler Waldemar Anton. 

Frage stellt sich: Sind Südamerika-Teams motivierter?

Auch bezüglich der Mentalität dürfte der Engländer dem am Dienstag noch zu phlegmatischen BVB-Team guttun. Nicht nur Kobel ließ durchblicken, dass die Brasilianer anscheinend deutlich motivierter ins Spiel gegangen waren. „Für die ist das ein Wahnsinns-Turnier“, sagte der Torhüter allgemein über die südamerikanischen Teams, die in den USA bislang mehr Leidenschaft zeigen als die Favoriten aus Europa.

„Wir Europäer denken, dass der Fußball nur bei uns stattfindet, aber in Südamerika wird auch Fußball gespielt“, sagte Kovac, der den Dortmundern schon im Frühjahr den Schlendrian ausgetrieben und in der Bundesliga zur Aufholjagd getrieben hatte. Auch diesmal muss er den Willen wieder wecken.

Im Hinblick auf das Minimalziel Achtelfinale blieb der BVB-Coach aber gelassen. „Wir haben jetzt den Punkt geholt, den wir haben wollten, um gut ins Turnier zu starten. Jetzt geht es in den nächsten beiden Spielen darum, den ersten oder zweiten Platz zu sichern“, sagte Kovac. Dafür sind gegen die Außenseiter Mamelodi und HD Ulsan aus Südkorea aber einige Verbesserungen nötig.