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Klavierspieler von den Hogesa-Krawallen in Köln Klavierspieler von den Hogesa-Krawallen in Köln: Pianist setzt ein Zeichen für den Frieden vor dem Bataclan

Von Timo Schillinger 15.11.2015, 09:04
Pianist Davide Mortello
Pianist Davide Mortello AFP Lizenz

Köln/Paris - Es war einer dieser ruhigen Momente in der Stadt, in der derzeit nur Angst und Verunsicherung herrscht. Ein Mann sitzt am Klavier, mitten in einer Menschenmenge. Er stimmt Imagine von John Lennon an. Es ist eine musikalische Botschaft. Es ist ein Zeichen des Friedens in Paris.

Der Pianist heißt Davide Martello. Der 34-Jährige wollte sich am Samstag eigentlich auf den Weg nach Konstanz machen. Doch als am Freitag die ersten Nachrichten von den Anschlägen in Paris eintrafen, entschied er sich um. „Sorry Konstanz, ich kann heute nicht, ich muss nach Paris“, teilt er über seine Facebook-Seite mit.

Wenige Stunden später sitzt er vor dem Konzerthaus Bataclan und spielt sein Lied. Am Abend zuvor wurden in dem Club mehr als 100 Menschen brutal ermordet.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Davide Martello dahin begibt, wo für Musik eigentlich kein Platz ist. Berühmt wurde er durch seine Freiluftkonzerte auf dem Maidan in Kiew. Auf dem Taksim-Platz in Istanbul spielte der Musiker vor drei Jahren auf seinem Piano mitten zwischen Demonstranten und Polizisten. Bei den „Hogesa“-Krawallen vor einem Jahr in Köln spielte Mortello auf dem Breslauer Platz. Seine musikalische Einlage trug dazu bei, dass die Situation nicht vollends eskalierte. Die Rechtsextremen grölten, lachten und wippten im Takt von Helene Fischers „Atemlos“ und „Lili Marleen“.

„Angst hatte ich keine. Ich habe intuitiv reagiert, mich hingesetzt und angefangen deutsche Lieder zu spielen und dazu zu singen“, sagte er damals. „Mir war wichtig, dass die Gewalt nicht eskaliert. Ich habe mich mit den Hooligans gemein gemacht, weil ich darin eine Chance zur Deeskalation gesehen habe.“

Martellos Motiv ist der Frieden. „Ich kenne die Erfahrung, dass die Musik zur Entspannung von hochbrisanten Situationen beiträgt“, sagt der Mann, den die Medien nach seinen Auftritten in Istanbul „Engel des Geziparks“ tauften. „Ich sehe mich mit meiner Musik als eine Art Friedensbotschafter. Die Musik strahlt positive Energie aus.“

Pianist Davide Mortello
Pianist Davide Mortello
AP Lizenz