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Jürgen Drews Jürgen Drews: Die Schlager-Schublade wurde schnell zu eng

Von Merle Sievers 01.04.2015, 14:57

Köln - Eins steht fest: Kein anderer 70-Jähriger wird von so vielen jungen Frauen derartig angehimmelt und gefeiert wie er. Wenn er im mallorquinischen Ferienclub Mega Park auf der Bühne steht, der rote Umhang mit weißem Polyesterkragen auf seinen Schultern liegt und er sich mit einer lässigen Handbewegung die Mähne aus dem Gesicht streicht, dann rasten die Mädels aus.

Dann himmeln sie ihn an, den König von Mallorca. Dass seine Mähne inzwischen von Grau durchzogen ist, stört sie nicht. Dass er ihr Großvater sein könnte ebenso wenig. Jürgen Drews wird heute 70 Jahre alt, während der Ballermann-Saison steht er noch immer jeden Montagabend im Mega Park auf der Bühne und gibt den schrillen Entertainer.

Dabei wollte Drews ursprünglich mal Arzt werden. Zur Musik kam er eher zufällig, in den Siebzigerjahren wurde er Mitglied der Gesangscombo Les Humphries Singers. Sein Medizinstudium hatte er zu dieser Zeit schon abgebrochen. Das mit dem Schlager war aber eigentlich nicht geplant. „Schlager war für mich lange das Schlimmste, was es überhaupt gab“, sagt Drews.

Einfacher Text, drei Akkorde auf der Gitarre

Doch langsam freundeten sie sich an, die Schlagermusik und der Drews. Er legte als Solokünstler los und hatte 1976 seinen Durchbruch mit: „Ein Bett im Kornfeld, das ist immer frei. Denn es ist Sommer und was ist schon dabei? …“ Harmloses Thema, einfacher Text, drei Akkorde auf der Gitarre – simple Musik, die die Menschen zum Mitsingen bringt. Damals wie heute.

Doch die Schlager-Schublade wurde ihm schnell zu eng. In den Achtzigerjahren versuchte er sein Glück als Punkrocksänger in den USA – ohne Erfolg. Die Schlagerparade holte ihn als Moderator zurück nach Deutschland. Schon wieder Schlager. In den Neunzigern gelingt im dann das Comeback als Sänger – mit einer Neuauflage vom Kornfeld und dem sinkenden Schiff, auf dem er alles im Griff hat. Drews arrangiert sich mit der Schublade, so scheint es.

Schlager ist sein Job

„Die Geschichte mit dem Schlager hat ja alles Gute gebracht, was ich mir nur denken kann“, sagt er heute rückblickend. Seine Musik ist eben nicht gemacht für das stille Kämmerlein. Sie ist für das Partyvolk, das singen will, tanzen will, Hände in die Höhe und hoch die Tassen. Doch auch heute zu seinem Siebzigsten betont Drews gerne noch, dass sich ja „auch super Pop-Nummern“ auf seiner neuen Platte befänden.

Das ist sein Job. Entspannen tut er zu Hause in Dülmen, einer kleinen Stadt im Münsterland, wo er mit seiner zweiten Ehefrau Ramona und Tochter Joelina wohnt. Die tritt mit ihren 19 Jahren übrigens in die Fußstampfen ihres Vaters und versuchte sich bereits als Sängerin – mit einem Partysong. (mit dpa)