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Junikäfer auf Paarflug Junikäfer auf Paarflug: Große Käfer irritieren vor allem Städter

Von Tilo Krippendorf 07.07.2015, 16:45
Zwei Junikäfer, oder auch Gerippte Brachkäfer genannt (Scarabaeidae), kopulieren auf einer Wiese.
Zwei Junikäfer, oder auch Gerippte Brachkäfer genannt (Scarabaeidae), kopulieren auf einer Wiese. dpa Lizenz

Halle (Saale)/Frankfurt - Mit der Dämmerung wird die idyllische Abendstimmung auf der Wiese plötzlich getrübt: Hunderte große, brummende Käfer tauchen wie aus dem Nichts auf und fliegen scheinbar unkoordiniert umher. Vor allem in Städten sind Menschen irritiert oder ängstlich. Die sogenannten Junikäfer sind Verwandte der Maikäfer und auf Partnersuche. „Sie beißen und stechen aber nicht“, betont Günter Schumann, Experte aus dem Vorharz für die Familie der Blatthornkäfer.

„Sie landen aber schon mal aus Versehen auf der Kleidung oder in Haaren“, sagt Schumann. Er ist eigentlich Direktor am Quedlinburger Julius-Kühn-Institut für Züchtungsforschung im Gartenbau, in der Freizeit haben es ihm aber die Käfer angetan. Wegen ihres unkoordinierten Flugs werden die Junikäfer auch „Torkelkäfer“ genannt. Deshalb und wegen des brummenden Flügelschlags der behaarten Käfer entsteht bei ängstlichen Menschen der Eindruck, sie würden angegriffen.

Orientierung am Horizont

Die Insekten orientierten sich bei ihrem Schwarmflug am Horizont und flögen auf etwas Hohes wie Bäume oder Häuser zu, sagt auch Käferspezialist Günter Hofmann aus dem unterfränkischen Stockstadt am Main.

Als Junikäfer werden eine ganze Reihe von mit dem Maikäfer verwandte Arten bezeichnet. Am häufigsten und bekanntesten sei der Gerippte Brachkäfer, erläutert Günter Schumann. Acht Arten dieses Amphimallon solstitiale sind in Deutschland nachgewiesen. „Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen sie als Larven in der Erde und ernähren sich von abgestorbenen Pflanzen und Wurzeln, teilweise zum Ärger von Gärtnern“, wie Schumann meint. Die Entwicklungsdauer der Käfer betrage im Durchschnitt zwei Jahre, sei aber von der Bodenart und dem Klima abhängig.

Quasi im Seniorenalter werden aus den Larven im Boden erst die schimmernden Sechsbeiner. Mitte Juli sterben die meisten Junikäfer bereits wieder - wenn sie nicht vorher schon von Fledermäusen gefressen wurden. Anders als der Maikäfer findet sich der Gerippte Brachkäfer eher auf Wiesen und im Brachland. „Junikäfer kommen in Deutschland flächendeckend vor, allerdings kann das lokal sehr unterschiedlich sein.“ Trockener Rasen könne ein Zeichen für die Larven sein. Ihre Fraßschäden hielten sich aber in Grenzen.

Auch Julikäfer sind unterwegs

Neben den Mai- und Junikäfern gibt es außerdem auch Julikäfer, die allerdings am Tag schwärmen, erklärt Schumann. „Die sind aber relativ selten. In der Region Wittenberg gibt es beispielsweise eine Population.“ Die Daten über den Bestand von Käfern werden übrigens über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte gesammelt. Trotzdem würden manchmal noch neue Käferarten entdeckt - meist jedoch nachträglich durch modernere Untersuchungen, sagt Schumann. (mz/dpa)