Jörg Immendorff Jörg Immendorff: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen den Maler
Düsseldorf/dpa. - Binnen drei Jahren soll der nach dem Skandal suspendierteProfessor 27 Drogen- und Sexpartys mit Prostituierten in einemDüsseldorfer Luxushotel gefeiert haben. Allein die Hotelkostenbeziffern die Ermittler auf 40 000 Euro. Im vergangenen August hattenPolizisten und Staatsanwälte Immendorff in einer Suite mit neunProstituierten überrascht. Auf einem Tablett war das Kokaingebrauchsfertig in Linien ausgebreitet. Der 58-Jährige hatte sofortein Geständnis abgelegt. Die Ermittler werfen Immendorff auch vor, ineinem Fall im April vergangenen Jahres Kokain fahrlässig mehrerenProstituierten überlassen zu haben.
Der verheiratete Maler leidet an einer unheilbaren Nervenkrankheitmit Lähmungserscheinungen. Er bezeichnete die Partys als Flucht vorseiner Krankheit.
Der Künstler habe sich bei dem Ermittlungen kooperativ gezeigt undden Namen des Dealers genannt, von dem er die Drogen bezogen habe,sagte der Behördensprecher. Dieser bestreite allerdings die Vorwürfe.Die Staatsanwaltschaft will im Prozess 15 Zeugen ins Feld führen.
Immendorff droht eine Haftstrafe von mehr als einem Jahr und damitder Verlust seines Lehrstuhls an der Kunstakademie und seinerBeamtenrechte. Da der 58-Jährige allerdings Hinweise auf die Herkunftdes Rauschgifts gab, könnte das Gericht nach demBetäubungsmittelgesetz aber auch unter der Strafhöhe bleiben.
Wenige Monate vor dem Skandal hatte Immendorff noch mitBundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in St. Petersburg eine Skulpturmit dem Titel «Die Nase» übergeben. Immendorff, der aus Niedersachsenstammt und in Düsseldorf lebt, ist Träger des mit 250 000 Dollarweltweit höchst dotierten Kunstpreises, dem Marco-Polo-Preis ausMexiko. Der Maler war in den 60er Jahren in Düsseldorf Schüler vonJoseph Beuys.
Von Immendorffs Verteidiger war zunächst keine Stellungnahme zuerhalten.