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Islands letzter McDonald's-Burger Islands letzter McDonald's-Burger: Krisenprodukt mit Spezialsauce

Von Christian Bos 06.02.2015, 17:31
Mc Donald's fällt es zunehmend schwer, seine Position zu behaupten. Fast-Food liegt nicht mehr im Trend.
Mc Donald's fällt es zunehmend schwer, seine Position zu behaupten. Fast-Food liegt nicht mehr im Trend. dpa Lizenz

Seit das Wirtschaftsmagazin „The Economist“ vor 30 Jahren den Big-Mac-Index ausgerufen hat, gilt das Fleischbrötchen mit der Spezialsoße als sicherer Indikator für die jeweilige Kaufkraft einer Währung. Einen Big Mac kann man beinahe überall kaufen, er schmeckt immer gleich, er ist der Goldstandard des Spätkapitalismus.

In Island kann man keinen Big Mac kaufen. Als die dortige Regierung 2008 den Inselstaat für zahlungsunfähig erklärte, flüchtete mit dem Kapital auch McDonald’s vom Eiland. Zwar erfreute sich die Fast-Food-Kette ungebrochener Beliebtheit, doch die Zutaten zu importieren war derart teuer geworden, dass die Filialen kaum noch Gewinn abwarfen. Am Tag, bevor der letzte Mäckes in Island schloss, kaufte sich Hjörtur Smárason dort einen Burger.

Nicht um ihn zu essen, sondern um ihn in seiner Garage zu lagern. Als er ihn drei Jahre später aus dem Regal nahm, schien er noch so gut wie unverändert. Nur an Symbolkraft hatte er gewonnen. Smárason, der sein Geld inzwischen als Unternehmensberater und Kleindarsteller bei „Game of Thrones“ verdiente, vermachte ihn dem Nationalmuseum. Dort verbrachte der letzte isländische Burger ein weiteres, einsames Jahr in Lagerung.

Inzwischen ist er im „Bus Hostel Reykjavik“ gelandet, wo er zusammen mit einer Packung Fritten unter einer Glasglocke ausgestellt wird: „Wahrscheinlich die langweiligste Webcam der Welt“ wirbt das „Bus Hostel“. Hier kann ihn die ganze Welt via Livestream beim kaum merklichen Verrotten zuschauen. Er ist Big-Mac-Index für alle ihrer Kaufkraft beraubten und vom Kapitalismus verlassenen Länder. Wärmte man ihn auf, er schmeckte wohl nicht anders als vor der Krise.