Internet-Landkarten Internet-Landkarten: Rätsel um den verpixelten Südpol auf Google Earth
Halle (Saale)/MZ. - Über die Gründe wird seit Jahren spekuliert. Verschwörungstheorien machen die Runde, manche sind sogar ernst gemeint. Vermutlich befinde sich da die "Secret Penguin Area 51", erklären die einen, warum der Südpol auf Googles Kartendienst Earth nur verschwommen dargestellt wird. Andere mutmaßen, dass der Internet-Konzern verhindern wolle, dass Kinder von oben in die Werkstatt des Weihnachtsmannes hineinschauen können.
Google selbst bestreitet, an der Darstellung des Südpols radiert zu haben. Zahlreiche andere Orte hingegen hat der Weltmarktführer in Sachen Internetsuche in den vergangenen Jahren wirklich unkenntlich gemacht, wie jeder Maps-Nutzer irgendwann einmal bemerkt. Zumeist nach Aufforderung der Behörden der jeweiligen Länder verfremdet Google die Darstellung im Kartendienst Maps und auf der virtuellen Erdkugel Google Earth. Statt Straßen, Plätze und Gebäude zu sehen, schauen Nutzer dann auf zufällig zusammengewürfelte Ornamente, am Computer grob übermalte Bauten oder völlig inhaltsleere Grauflächen.
Google steht mit dieser Praxis nicht allein. Auch der von Microsoft betriebene Konkurrent Bing Maps und das von der US-Raumfahrtbehörde Nasa angebotene Softwarepaket World Wind lassen militärische Anlagen oder regierungsamtliche Gebäude gern aus.
Und das nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland, auch wenn darüber nicht gern gesprochen wird. Vom Marinestützpunkt Heppenser Groden in Wilhelmshaven bis zum Truppenübungsplatz Grafenwöhr und der "Bundesstelle für Fernmeldestatistik", hinter der sich ein Lauschposten des Bundesnachrichtendienstes verbirgt, zeigen Googles Kartendienst und der das Bing-Material oft einhellig graue Flächen ohne Inhalt. Für 141 Liegenschaften und Einrichtungen der Bundeswehr in 93 Orten hatte das Verteidigungsministerium bei der Einführung von Googles Street View Anträge auf Sperrung gestellt. Dazu kommen noch Gelände und Gebäude, die auf Veranlassung der Nato oder der US-Army ausgeblendet werden. Neuerdings ist auch der Großübungsplatz in der Letzlinger Heide im Norden Sachsen-Anhalts betroffen. Statt jede einzelne Panzerbahn zu zeigen, bilden die Maps von Google, Bing, Yahoo und Nokia die verbotenen Plätze als graue Fläche ab.
Doch welche Geheimnisse birgt der Übungsplatz, auf dem derzeit für rund 100 Millionen Euro eine Trainingsstadt für Manöverspiele errichtet wird? Das Bundesverteidigungsministerium kann oder will nicht antworten. Vielleicht gibt es aber auch einfach keine Antwort. Schließlich ist die unzensierte Kartenversion der Heide bei onmaps.de nach wie vor zu sehen - und auch Google hat nur die normale Karte verfremdet, nicht aber die Satellitenansicht. Die zeigt immer noch alle Einzelheiten des Geländes - während es bei der Nato-Airbase Geilenkirchen (Bild unten) andersherum ist: Die Kartenansicht ist korrekt, die Satellitenfotos hingegen wurden kunstvoll durch kleine Klötzchen ersetzt.