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Hundekindergarten Hundekindergarten: «Wer beißt, geht nach Hause»

Von Birgit Zimmermann 14.06.2011, 06:27
Mops Balduin blickt im Hundekindergarten in Leipzig in die Kamera. (FOTO: ZB)
Mops Balduin blickt im Hundekindergarten in Leipzig in die Kamera. (FOTO: ZB) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Petra Rudolph ist die Tierliebe schon an derSchulter anzusehen. Auf dem linken Oberarm der 52-Jährigen prangteine große Tätowierung. «Windhund», tippt der Unkundige nach einemersten Blick, denn Rudolph betreibt einen Hundekindergarten inLeipzig. Aber Windhund ist falsch. Devon Rex schmückt die Schulterder resoluten Frau, eine Katzenart. «Die züchte ich mit meinem Mannin meiner Freizeit.» Allzu viel davon hat Rudolph nicht, denn an fünfTagen in der Woche hält sie zwölf Stunden lang ihre Hunde-Kitageöffnet. Seit zweieinhalb Jahren ist das für Rudolph Beruf undBerufung zugleich.

Wann sie auf den Hund gekommen ist, kann die 52-Jährige gar nichtgenau sagen. «Seit ich denken kann, hatte ich Hunde, große Hunde»,erzählt sie. Aber weil sie auch noch vier Kinder hat, arbeitete sielange in einem Brot-und-Butter-Beruf. «Ich bin Kauffrau und habeeinen Großhandel für Farben, Lacke und Tapeten geleitet.» Aber:«Irgendwann war ich ausgepowert, hatte keine Lust mehr. ImmerUmsatzdruck, immer Schicki-Micki, immer Chef sein.» Irgendwann warenauch die Kinder groß. Und so sitzt Petra Rudolph nun in knielangerCargohose und Gummilatschen in ihrer Hundekita und krault den MopsBalduin.

35 Schützlinge werden pro Tag in den Hundekindergarten gebracht.Mehr ginge nicht, sagt Rudolph, «ausgebucht sozusagen». Für dietierischen Schützlinge hat sie eine 500 Quadratmeter große Baracke amRande des Leipziger Auwaldes gekauft und ausgebaut. 2000 QuadratmeterFreifläche gehören auch noch dazu. Vieles ist mit Holz verkleidet,die Zimmer für die Hunde sehen mit Couch und Anbauwand aus wieWohnstuben. Balduin, Sunny, Pearl & Co sollten sich schließlichwohlfühlen «und hier ihren Spaß haben».

Dass man Rudolph nicht nur tierlieb, sondern gleich hundeverrücktnennen könnte, dieser Gedanke kommt einem schon bei den erstenSchritten durch die Hunde-Kita. Der 40 Meter lange Gang der Barackeist links und rechts über und über mit Hundebildern aus Zeitschriftenbeklebt. Es muss ewig gedauert haben, sie auszuschneiden. «Und dasKleben erst», meint Rudolph mit einem rauhen Lachen.

Hundekindergärtnerin ist ein Beruf, den man nicht lernen kann.Aber ein paar Voraussetzungen muss man schon mitbringen, erläutertRudolph. «Man muss einen Beruf mit Tieren gelernt haben. Bei mirwar's die Hunde-Physiotherapie. Oder man muss einen Lehrgang nachParagraf 11 Tierschutzgesetz machen.» Außerdem benötige man eineGenehmigung des Ordnungsamtes. «Und eine Genehmigung vomAmtstierarzt. Der war hier, und hat sich alles genau angesehen.»

Die Hunde-Kita ist sorgfältig eingerichtet. Sogar derSonnenschirmständer hat einen Plastik-Zylinder übergestülpt bekommen,damit sich kein Vierbeiner verletzt. Wenn Petra Rudolph von ihrenTieren erzählt, kommt sie schnell ins Schwärmen: «Hunde beschummelnund bescheißen einen nicht, sie sind einfach ehrlich. Und auch wennes belächelt wird: Für viele sind sie einfach ein Kinder-Ersatz.» Inder Kita tummeln sich Hunde aller möglichen Rassen. Aber bei allerLiebe - eine klare Regel gibt Rudolph vor: «Wer beißt, geht nachHause.»

Für Leute, deren Hunde sonst tagsüber gelangweilt in der Wohnung liegen würden, bietet Petra Rudolph eine ganztägige Betreuung an. (FOTO: DPA)
Für Leute, deren Hunde sonst tagsüber gelangweilt in der Wohnung liegen würden, bietet Petra Rudolph eine ganztägige Betreuung an. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild
Hundephysiotherapeutin Petra Rudolph spielt mit den Hunden in ihrem Hundekindergarten in Leipzig. (FOTO: DPA)
Hundephysiotherapeutin Petra Rudolph spielt mit den Hunden in ihrem Hundekindergarten in Leipzig. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild