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Holzklotz-Attacke in Niedersachsen Holzklotz-Attacke in Niedersachsen: Trauer um die 33-jährige Mutter

Von Janet Binder 04.04.2008, 14:31
Ein Trauerkranz der Familie von Olga K. liegt am auf dem Friedhof in Telgte. Die 33-Jährige kam durch den Wurf eines Holzklotzes von einer Autobahnbrücke ums Leben. (Foto: ddp)
Ein Trauerkranz der Familie von Olga K. liegt am auf dem Friedhof in Telgte. Die 33-Jährige kam durch den Wurf eines Holzklotzes von einer Autobahnbrücke ums Leben. (Foto: ddp) ddp

Wahnbek/ddp. - DerVerkaufswagen steht nur wenige hundert Meter von jener Autobahnbrückeentfernt, von der vermutlich Jugendliche am Ostersonntag einenHolzklotz auf das Auto einer vierköpfigen Familie geworfen hatten unddie Mutter auf dem Beifahrersitz tödlich trafen. Jeden treibe dieFrage um, wer so etwas getan haben könne. «Hoffentlich», fügt GundaHechler hinzu und packt ihre Einkäufe ein, «war es keiner aus demDorf».

Die Frau appelliert an die Täter, zur Besinnung zu kommen und sichzu stellen. «Das ist doch eine schwere Last», sagt sie. «Mit so waskann man doch nicht leben.» Für den 64-jährigen Herbert Holst, derneben dem Wurstwagen einen Kiosk in dem 2500-Seelen-Ort betreibt,steht fest: Sollte es sich bei dem tödlichen Wurf von der Brückewirklich um die Tat eines oder mehrerer Jugendlicher handeln, dannsei auch für deren Verwandte «alles zerstört». «Da bricht doch alleszusammen für die Familie.»

Die meisten im Ort sind sich sicher, dass die Täter über kurz oderlang von der Polizei ermittelt werden. «Wenn das junge Leute sind,werden die sich verplappern», prophezeit Hubert Oho. «Das halten dienervlich gar nicht aus.» Die 27-köpfige Soko «Brücke» der OldenburgerPolizei versucht derweil genau deshalb mit allen Mitteln Druck aufdie oder den Täter auszuüben. Nachdem sie ein Phantombildveröffentlichten, das schemenhaft eine Gruppe Jugendlicher zeigt, undden Fall in Fernsehsendungen wie «Aktenzeichen XY...ungelöst"»vorstellte, schließt die Polizei mittlerweile auch einenMassengentest nicht aus.

Sollte das Landeskriminalamt in Hannover an dem sechs Kilogrammschweren Pappel-Holzklotz verwertbare DNA-Spuren finden, könnten biszu 1200 Jugendliche zum Speicheltest gebeten werden, sagt einPolizeisprecher. Noch sei dies aber nur eine Option. Inzwischen hatsich die Zahl der eingegangenen Hinweise auf 450 erhöht. DochHinweise auf bestimmte Personen hätten sich bislang nicht zu einemkonkreten Tatverdacht erhärtet, sagt der Sprecher.

Im Visier der Fahnder stehen vier bis fünf Jugendliche, daruntervermutlich ein Mädchen und ein großer Heranwachsender mit Basecap undheller Jacke. Die Gruppe soll sich nach Zeugenaussagen zur Tatzeitauf der Brücke über der A 29 aufgehalten haben. «Solche Jugendlichehabe ich bei uns im Dorf auch schon gesehen», sagt eine Passantin,die ihren Namen nicht nennen möchte. «Aber sie können doch auch vonwoanders herkommen», ergänzt sie schnell.

Das Opfer sei «so eine hübsche Frau» gewesen, fügt sie hinzu. «Wiemag das für die Kinder sein», grübelt ein Mann, der neben ihr auf derStraße steht. Die Jungen seien erst sieben und neun Jahre alt. «Diebrauchen doch ihre Mutter.» Bei der Tat war eine 33-Jährige aus demnordrhein-westfälischen Telgte vor den Augen ihrer Söhne und ihresEhemannes durch das Wurfgeschoss getötet worden. Auf der Brückeerinnern Blumen und ein Grablicht an das schreckliche Ereignis.

Wenn jetzt in seinen Kiosk Jugendliche mit schiefer Mütze undhängender Hose kämen, dann schaue er schon genauer hin, räumt Holstein. Er frage sich dann, ob sie es vielleicht gewesen seien. Abereigentlich sei die ganze Tat für ihn «überhaupt nicht zu begreifen».

Das Grab von Olga K. auf dem Friedhof in Telgte, die am 30. März durch den Wurf eines Holzklotzes von einer Autobahnbrücke ums Leben kam. Die 33-Jährige ist am Donnerstagnachmittag beigesetzt worden. (Foto: ddp)
Das Grab von Olga K. auf dem Friedhof in Telgte, die am 30. März durch den Wurf eines Holzklotzes von einer Autobahnbrücke ums Leben kam. Die 33-Jährige ist am Donnerstagnachmittag beigesetzt worden. (Foto: ddp)
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