Hochwasser Hochwasser: Situation an Elbe in Norddeutschland bleibt kritisch

Lauenburg/Hitzacker/dpa. - In Berlin haben die neuerlichen Überschwemmungen zu Diskussionen über die Zuständigkeiten beim Hochwasserschutz geführt. Der frühereBundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sowie der SPD-Fraktionsvize im Bundestag, Ulrich Kelber, forderten mehrBundeskompetenzen.
Trittin warf den Ländern Versäumnisse vor. Länder und Kommunenhätten bewiesen, dass sie sich nicht gegen «örtliche Widerstände undkleinliche Einwände Einzelner» durchsetzen könnten, sagte der Grünen-Fraktionsvize der «Saarbrücker Zeitung» (Mittwoch). Der Schutz vorFluten werde außerdem «per Landesbeschluss durchlöchert», wenn durchdie geplante Föderalismusreform bundesweite Schutzstandards wiederaufgeweicht würden, sagte er. «Deshalb müssen die Abweichungsrechtein der Föderalismusreform vom Tisch.» Ähnlich äußerte sich Kelber.«Fluten machen an Ländergrenzen nicht halt», sagte er der «BerlinerZeitung» vom Dienstag. Bisher will die große Koalition den Ländernbeim Hochwasserschutz umfangreiche Abweichmöglichkeiten vomBundesrecht einräumen. Es sei nicht sinnvoll, dass einzelne Anrainer-Länder der Elbe bei der Höhe von Deichen oder der Handhabung vonÜberflutungsflächen unterschiedliche Standards hätten, sagte Kelber.
Die Helfer an der Hochwasserfont im niedersächsischen Amt Neuhausim Kreis Lüneburg kämpften am Dienstag weiter gegen ein Aufweichender Deiche. Bei Neu-Darchau im selben Kreis wurde am Vormittag einPegelstand von 7,40 Meter gemessen. Er lag damit noch acht Zentimeterüber dem Jahrhundert-Hochwasser vom Sommer 2002, berichtete einSprecher. An den Einsatzstellen in der Region wurden mehr als 1,6Millionen Sandsäcke verbaut. Auch in Hitzacker sank das Hochwassernach Angaben der Behörden etwa alle zwei Stunden um einen Zentimeter.
Das Land Niedersachsen stellt den Hochwasseropfern fünf MillionenEuro Hilfe zur Verfügung. Sachsens Regierung hat ein Hilfspaket imUmfang von 35 bis 40 Millionen Euro beschlossen.
Im schleswig-holsteinischen Lauenburg ging das Hochwasserebenfalls weiter zurück. Am Vormittag lag der Wasserstand mit 8,99Metern genau elf Zentimeter unter dem Höchststand vom Montag,erklärte ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes. Noch bliebdie Gefahr für die historische Altstadt bestehen. Auch in Brandenburgblieb die Lage im Hochwassergebiet in der Prignitz trotz sinkenderWasserstände angespannt. Allein am stark gefährdeten Rühstädter Bogenwurden zusätzlich rund 100 Soldaten als weitere Helfer eingesetzt.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern ließ das Elbehochwasser weiternach. Alle zwei Stunden sinken die Pegelstände in Dömitz undBoizenburg um etwa einen Zentimeter, wie der Krisenstab berichtete.An 126 Deichstellen sei Wasser durchgesickert, 111 davon hätten mitSandsäcken abgedichtet werden müssen.
Naturschützer kritisierten den Hochwasserschutz. «Es reicht nichtaus, Deiche zu erhöhen oder neu zu bauen», sagte der Leiter des BUND-Elbe-Projektes, Ernst Paul Dörfler, der dpa. Zum Schutz vorHochwasser müsse den Flüssen mehr Platz eingeräumt werden, damit siesich ausbreiten können.
In Baden-Württemberg wird ein 50 Jahre alter Arbeiter vermisst,der in Grenzach-Wyhlen Treibgut aus einem Wehr entfernen wollte undin den Hochwasser führenden Rhein stürzte. Derweil haben auchRumänien und Bulgarien mit steigenden Wasserständen der Donau zukämpfen. Auch Teile Kroatiens sind entlang der Mündung der Drau indie Donau von einer Flutwelle bedroht.