Hochwasser Hochwasser: Fluten in Osteuropa vernichten Existenzen
Bukarest/Sofia/dpa. - Hier wurden bislang mehr als 7000Menschen vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht oder sind selbstgeflüchtet. Sie mussten meist ihr ganzes Hab und Gut zurücklassen,Existenzen wurden vernichtet. Dutzende Ortschaften standen unterWasser. Insgesamt wurden nach Angaben des Innenministeriums bisDonnerstag in den vergangenen Wochen 129 Ortschaften in Rumänienüberschwemmt; dabei wurden auch Gebiete mitgezählt, die bereitsAnfang des Monats von hochwasserführenden Flüssen und Bächenüberflutet worden waren.
Im südrumänischen Bechet wurden am Donnerstag rund 600 Menschenvor dem Hochwasser der Donau in Sicherheit gebracht. Weitere werdenauf die Evakuierung ihrer Häuser vorbereitet, nachdem ein Uferdeicham Vortag stark beschädigt worden war. In Bechet war mit 8,34 Meternder höchste Donaupegel seit mehr als hundert Jahren gemessen worden.In Rumänien sind mehr als 700 Häuser überflutet, 310 Häuser wurdenstark beschädigt oder zerstört. Rund 75 000 Hektar Ackerland, Wiesenund Wälder stehen unter Wasser.
In der am stärksten vom Donau-Hochwasser betroffenen Region Doljweigerten sich Menschen, ihre Häuser im südrumänischen Bistret zuverlassen, obwohl weiter ein Deichdurchbruch drohte. Die örtlichenBehörden sahen von Zwangsevakuierungen vorerst ab, obwohlMinisterpräsident Calin Popescu Tariceanu dies zuvor bei einem Besuchgefordert hatte.
Bislang haben rund 2000 Menschen ihre Häuser in Bistret undweiteren drei Dörfern verlassen müssen, nachdem der Deich starkbeschädigt worden war, hinter dem sich 400 Millionen KubikmeterWasser stauen. Einsatzmannschaften einschließlich Tauchernversuchten, das Loch in dem Damm abzudichten. Etwa 4000 Menschenwaren bereits am Montag aus den überfluteten Nachbardörfern Rast undNegoi geflüchtet.
Die Diakonie Katastrophenhilfe und ihre rumänischePartnerorganisation AIDRom will den Menschen mit Lebensmitteln undTrinkwasser helfen. «Für diese Woche ist weiterer Regen vorhergesagt.Wir befürchten, dass das Wasser steigen wird und noch mehr Dörfergeräumt werden müssen», sagte Miklos Menessy, Nothilfekoordinator vonAIDRom. «Die Menschen mussten ihren gesamten Besitz zurücklassen. Diemeisten von ihnen konnten lediglich die Kleider retten, die sie amLeibe trugen und das Wenige, das in eine Plastiktüte passt.»
In Bulgarien erreichten die Wasserstände der Donau Höchstmarken:In Widin im Westen des Landes stieg das Wasser auf einen Rekordwertvon 9,77 Meter, wie örtliche Medien berichteten. Normal sind 8 Meter.Trotz der drohenden Überflutungsgefahr wollten die Menschen ihreHäuser und Wohnungen aus Angst vor Einbrechern und Plünderern häufignicht verlassen.
Kritisch war die Situation auch in Nikopol, dort standen neben denUfer- auch die Hauptstraßen unter Wasser. Das Niveau der Donauerreichte hier den Rekordwert von 8,78 Meter. Das sind 80 Zentimeterüber der kritischen Marke. Die Behörden begannen mitVorsorgemaßnahmen gegen Seuchen, die von Mücken verbreitet werdenkönnten. Das Rote Kreuz will die Bewohner der Stadt unter anderem mitLebensmitteln, Waschmitteln und Medikamenten wie Aspirin versorgen.
Auch in Ungarn blieb die Situation an der Theiß angespannt,inzwischen sind rund 23 000 Helfer im Einsatz. Vor allem an denFlüssen Theiß und Körös gelten offiziellen Angaben zufolge rund 330Ortschaften als gefährdet. Bei Szeged stieg die Theiß am Donnerstagauf 10,08 Meter, das ist mehr als doppelt so hoch wie normal.
Im Norden Serbiens war der Wasserstand der Donau um 5 bis 17Zentimeter niedriger als am Vortag. Die aus Ungarn kommende Theißstieg dagegen weiter gefährlich und erreichte mit 9,43 Metern einenso hohen Wasserstand wie noch nie, berichteten die Behörden. Derbisher höchste Stand von 8,04 Meter wurde im Jahr 2004 gemessen.Entlang des Flusses besteht die Gefahr von Deichbrüchen.