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Hirnhautentzündung Hirnhautentzündung: Dritter Todesfall nach Meningitis

05.03.2001, 16:24

Bergisch Gladbach/Köln/Berlin/dpa. - In Deutschland gibt es trotz dreier Todes- und weiterer Verdachtsfälle nach Expertenansicht keine Epidemie der gefährlichen Hirnhautentzündung. Am Dienstag wurde in Hannover der Tod eines zweijährigen Mädchens bekannt. Das Mädchen sei in der vergangenen Woche in einem Krankenhaus an den Folgen der ansteckenden Hirnhautentzündung gestorben, berichteten die in Hannover erscheinenden Zeitungen «Neue Presse» und «Hannoversche Allgemeine Zeitung». Das Auftreten der Krankheit ist «jahreszeitlich normal und nicht ungewöhnlich», sagte der Epidemiologe Wolfgang Kiehl vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin am Dienstag.

Eine 16 Jahre alte Heilbronner Schülerin sei in der vergangenen Woche in Heidelberg an den Folgen einer Meningokokken-Meningitis gestorben. Mit entsprechenden Angaben bestätigte ein Sprecher der Stadt Heilbronn einen Bericht der «Heilbronner Stimme» (Mittwoch- Ausgabe). Am Montag war ein 15-Jähriger im nordrhein-westfälischen Bergisch Gladbach auch an der durch Bakterien ausgelösten, gefährlichen Form der Hirnhautentzündung gestorben. Ein ebenfalls an der Meningokokken-Meningitis erkrankter 16-Jähriger aus Bergisch Gladbach schwebte am Dienstag in Lebensgefahr.

  Die Heilbronner Schülerin sei bereits wenige Tage nach Auftreten der ersten Symptome gestorben, teilte die Stadt mit. Vorsorglich seien Familienmitglieder und der engste Freundeskreis des Mädchens mit einem Antibiotikum behandelt worden. Die 700 Schüler des Gymnasiums, das die 16-Jährige besuchte, seien nicht mit in die Untersuchung einbezogen worden. Das Kleinkind aus Hannover sei wohl gestorben, ohne Angehörige zuvor angesteckt zu haben, sagte ein Krankenhaussprecher.

  «Der kritische Zustand des Jungen wird vermutlich noch mehrere Wochen andauern», sagte Prof. Manfred Weber, Leiter der Inneren Medizinischen Klinik in Köln. Der 16-Jährige leide unter akutem Nieren- und Lungenversagen und werde künstlich beatmet. Eine «epidemische Verbreitung» ist nach Ansicht Webers aber auszuschließen. «Wir haben in Deutschland keine Meningitis- Epidemie», bestätigte auch Prof. Helmut Eiffert von der Abteilung für Bakteriologie der Universitätsklinik Göttingen. Die meldepflichtige Krankheit gilt nach seinen Angaben als «sehr selten».

  Es gibt verschiedene Arten der Hirnhautentzündung. Nicht alle verlaufen tödlich. Zwei ebenfalls erkrankte Mädchen im Alter von 15 und 16 Jahren in Bergisch Gladbach befanden sich nach Angaben von Medizinern unterdessen auf dem Weg der Besserung. Auch einem möglicherweise an Meningitis erkrankten Jungen aus dem Kreis Gotha (Thüringen) ging es am Dienstag besser. Wenn überhaupt, dann handele es sich in seinem Fall um eine leichte Form der Krankheit, berichtete das Thüringer Gesundheitsministerium. Drei 6, 16 und 18 Jahre alten Schülern aus Oldenburg (Niedersachsen), bei denen am Wochenende eine Hirnhautentzündung festgestellt worden war, ging es nach Angaben von Ärzten ebenfalls besser.

  In Berlin und Frankfurt gab es am Dienstag hingegen zwei weitere Verdachtsfälle. Ein Gymnasiast liege mit entsprechenden Symptomen im Krankenhaus, berichtete ein Sprecher der Berliner Gesundheitsverwaltung. Ein weiterer Patient befindet sich nach Angaben des hessischen Gesundheitsministeriums in einem Krankenhaus in Frankfurt am Main. Weitere Angaben machte das Ministerium nicht.

  Die schwerste Form der Hirnhautentzündung wird von dem Bakterium Neisseria meningitidis verursacht. Es setzt sich im Nasen-Rachen- Raum des Menschen fest und ist dort bei etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung ohne klinische Symptome nachweisbar. Aus noch unbekannten Gründen bricht die Kranheit nur bei wenigen Menschen aus. Eine Infektion kann schlimmstenfalls binnen Stunden zum Tod führen.