Hipster-Frühstück Porridge Hipster-Frühstück Porridge: Der hippe Haferbrei aus Friedrichshain
Die Erinnerung an die frühe Kindheit wird plötzlich wieder lebendig: Da steht ein geschmackloser Brei, den kann man nur mit großer Überwindung runterschlucken, meist war man krank, der Magen spielte verrückt, man lag im Bett und litt, der Tag war so grau wie diese pampige Schonkost…
Jahrzehnte später stehen schon morgens die Kunden an der Theke eines Straßencafés an der Boxhagener Straße in Friedrichshain und bestellen (freiwillig!) ein Haferbrei-Frühstück, das als Knusperkater, Apfelkater, Naschkater und, wer es lieber herzhaft mag, Mandel-Sprossen-Kater verkauft wird.
Nach schottischer Tradition
Das ist jetzt praktisch nichts anderes als gequollener Hafer, also Haferbrei. Doch das sagt man heute nicht mehr. Stattdessen heißt die Grundsubstanz jetzt Porridge, das ist ein nach schottischer Tradition mit Wasser zubereiteter Haferbrei, hinzu kommen frische Früchte, Nüsse und Sirup. „Porridge ist ein gesundes Frühstück, was schnell zubereitet werden kann“, sagt Leandro Burguete. „Immer mehr Menschen interessieren sich dafür.“
Im vergangenen Jahr hat der 25-jährige Jurist aus Frankreich mit seiner Freundin, der Berliner Studentin Anna Schubert (24), und dem Musiker Levin Siert (27) das Straßencafé Haferkater eröffnet. Dort gibt es neben frisch gebrühtem Kaffee und Tee mehrere Angebote für Haferbrei.
Den englischen Frühstücksklassiker hat Leandro Burguete, der in Frankreich aufgewachsen und schon dort mit Haferbrei großgeworden ist, im Laufe seines Jurastudiums in London schätzen gelernt. „In England ist Porridge eine Selbstverständlichkeit, jeder isst es dort zum Frühstück“, sagt er. Vor drei Jahren kehrte er zurück nach Frankreich, doch die Idee, selbst Porridge zu verkaufen, blieb. „Ich habe überlegt, wo es so etwas noch nicht gibt, und da kam ich auf Berlin.“ Dort studiert seine Freundin Germanistik und Romanistik. Sie fanden einen Laden in einer Ecke von Friedrichshain, in der es viele junge Leute, Imbisse und Hostels mit Touristen gibt, die Porridge gut kennen. „Anfangs wurden wir belächelt für unsere Hipster-Idee.“ Längst hat sich der Haferkater etabliert, das Team gehört zur Berliner Street-Food-Bewegung, auch beim monatlichen Breakfast-Market in der Markthalle Neun in Kreuzberg sind die drei Betreiber mit dabei.
Die Zubereitung ist simpel: Haferkörner werden in der Getreidemühle gemahlen, dann angeröstet, in Schraubgläser gefüllt und mit heißem Wasser übergossen. Dann quillt er mindestens 15 Minuten, oder auch länger. „Die Konsistenz ändert sich nicht mehr“, sagt Leandro Burguete. Für die Kunden wird der Brei in große Becher gefüllt, mit Früchten und Nüssen garniert. „Man kann ihn überall mitnehmen und auch tagsüber kalt essen.“ Längst wird Haferbrei als Porridge in Supermärkten verkauft, in Ernährungszeitschriften steht, dass Barbara Becker ihre Söhne Noah und Elias morgens damit füttert.
Sieben Prozent Fett
Der Verzehr von Haferbrei nehme wieder zu, hat auch Elektra Polychronidou, Diätassistentin am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke beobachtet. „Haferbrei mit frischem Obst und einem Milchprodukt – das ist eine sehr ausgewogene gesunde Mahlzeit“, sagt sie. „Man sollte auf Zucker verzichten und besser das Obst mit der Schale fein reiben, das ergibt somit eine natürliche Süße“, sagt sie. Hafer hat sieben Prozent eines hochwertigen Fettes, welches einen positiven Einfluss auf den Cholesterinspiegel hat und ihn senkt. Der Fettanteil ist dreimal so hoch wie bei Weizen und Dinkel, Hafer enthält zudem wasserlösliche Beta-Glucane. Der Blutzuckerspiegel wird dadurch lange Zeit konstant gehalten und die wasserlöslichen Ballaststoffe sorgen für eine langanhaltende Sättigung. „Zudem bilden die Schleimstoffe eine sogenannte Schutzschicht auf der Darmwand“, sagt Polychronidou.