Hintergrund Hintergrund: Der Entführungsfall Reemtsma
Hamburg/dapd. - Der51-Jährige soll 2009 einen Bekannten angestiftet haben, von seinemBruder Lutz Drach mehrere Millionen Euro aus dem Lösegeld zuerpressen. Thomas Drach gilt als Kopf der Reemtsma-Entführung 1996.Die Nachrichtenagentur dapd zeichnet die wichtigsten Stationendieses spektakulären Kriminalfalls nach.
- Juni 1995: Thomas Drach und sein Komplize Wolfgang Koszicsbeginnen, Jan Philipp Reemtsma zu observieren. Koszics mietet inGarlstedt bei Bremen ein Haus, das später als Geiselversteck dient.
- 25. März 1996: Reemtsma wird von seinem Grundstück inHamburg-Blankenese entführt. Die Kidnapper hinterlassen eineLösegeldforderung über 20 Millionen Mark.
- 27. März 1996: Die Erpresser melden sich mit einem Brief, demein Foto Reemtsmas beiliegt. Nachdem die ersten Lösegeldübergabenscheitern, erhöhen die Entführer ihre Forderung auf 30 Millionen inMark und Schweizer Franken.
- 24. April 1996: In Krefeld gelingt der dritte Versuch zurGeldübergabe. Die Entführer entkommen mit den Millionen.
- 26. April 1996: Reemtsma wird nach 33 Tagen Geiselhaft beiHamburg freigelassen.
- 24. Mai 1996: In einem Haus in der Nähe von Bremen wird dasKellerverlies entdeckt, in dem Reemtsma festgehalten wurde. AlsTatverdächtige werden Peter Richter aus Leverkusen, Wolfgang Koszicsaus Krefeld und Thomas Drach aus Köln gesucht.
- 26. Mai 1996: Koszics wird in Südspanien verhaftet.
- 29. Mai 1996: Richter wird in Malaga festgenommen.
- 14. Februar 1997: Koszics und Richter werden in Hamburg zuzehneinhalb beziehungsweise fünf Jahren Haft verurteilt.
- 28. März 1998: Drach wird in einem Hotel in Buenos Airesfestgenommen. Ihm wird Passfälschung vorgeworfen.
- 12. Juni 1998: Ein Gericht in Buenos Aires ordnet an, dass sichDrach in Argentinien wegen Urkundenfälschung verantworten muss.
- 16. März 1999: Der letzte noch flüchtige mutmaßliche Täter,Piotr Laskowski, stellt sich der Polizei. Er wird am 2. September zusechs Jahren Haft verurteilt.
- 24. September 1999: Richter wird auf Bewährung entlassen.
- 19. Juli 2000: Argentiniens Staatspräsident Fernando de la Ruastimmt der Auslieferung Drachs zu.
- 29. Juli 2000: Drach trifft in Hamburg ein und wird kurz daraufin die Hamburger Untersuchungshaftanstalt am Holstenglacisüberstellt.
- 30. August 2000: Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage vor derGroßen Strafkammer des Hamburger Landgerichts. Die Anklage gegenDrach lautet etwa auf erpresserischen Menschenraub. Die möglicheHöchststrafe dafür beträgt 15 Jahre Haft.
- 13. Dezember 2000: Vor dem Hamburger Landgericht beginnt derProzess gegen Drach als mutmaßlichen Kopf der Entführerbande. Drachgesteht seine Beteiligung an Reemtsmas Verschleppung.
- 08. März 2001: Nach 14 Hauptverhandlungstagen wird Drach zu 14Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt. Fast das gesamte Lösegeldbleibt bis heute verschwunden.
- Dezember 2002: Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte LutzDrach, Bruder von Thomas Drach, wird von spanischenSicherheitskräften in Madrid zu verhaftet. Er soll seinem Bruderbeim Verstecken der Beute und der Geldwäsche behilflich gewesensein.
- 15. September 2003: Lutz Drach wird nach Deutschlandausgeliefert und kommt in Aachen in Untersuchungshaft.
14. April 2004: Thomas Drach wird wegen Widerstands gegen einenVollstreckungsbeamten zu einer zusätzlichen Freiheitsstrafe von dreiMonaten verurteilt, womit sich seine Haftstrafe verlängert.
- 28. Oktober 2004: Lutz Drach wird vor dem Landgericht Aachenwegen Geldwäsche zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahrenverurteilt.
- 23. Februar 2006: Thomas Drach muss sich wegen Widerstandsgegen Justizbeamte und versuchter Nötigung erneut vor dem HamburgerLandgericht verantworten und wird noch am selben Tag zu einerzusätzlichen Haftstrafe von drei Monaten und zwei Wochen verurteilt.
- 25. April 2006: Lutz Drach wird im neu aufgerolltenGeldwäsche-Prozess vor dem Aachener Landgericht zu einer höherenFreiheitsstrafe von nun sechseinhalb Jahren verurteilt.
- Mai 2009: Lutz Drach wird aus dem Gefängnis entlassen.
- 13. Oktober 2011: Thomas Drach muss sich wegen versuchterAnstiftung zur räuberischen Erpressung erneut vor dem HamburgerLandgericht verantworten.