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Hintergrund Hintergrund: Britische Monarchie zwischen Wandel und Tradition

31.05.2002, 13:43

London/dpa. - Die Diskussion über das Fortbestehen der mindestens 1000 Jahrealten Monarchie wird mit Härte geführt. Linke Kommentatoren sehen inden jubelnden Menschenmengen «Opfer eines emotionalen Faschismus»(Independent), während Traditionalisten triumphieren: «DieRepublikaner sind eines Besseren belehrt worden» (Daily Mail). Selbstdas der Labour-Partei nahe stehende Forschungsinstitut «Demos» räumteein: «Es gibt wenig politische oder öffentliche Unterstützung für dierepublikanische Position.»

Wie schnell sich das ändern kann, haben die Ereignisse nach demTod von Prinzessin Diana 1997 gezeigt. Ein schockiertes Volk fühltesich in der Trauer von denjenigen allein gelassen, die nach seinerAnsicht eine Mitverantwortung für den tragischen Tod der Prinzessintrugen. Ihre Wut verwandelte sich in immer weiter sinkendeZustimmungsquoten für die Monarchie. Nur langsam hat sich dasKönigshaus von diesem Schlag erholt.

Neben der ständigen Gefahr einer erneuten Fehleinschätzung deröffentlichen Stimmung, so schrieb der «Guardian», müsse einewachsende Gleichgültigkeit der Bevölkerung gegenüber der Monarchiedem Königshaus zu denken geben. Während Anfang der 90er Jahre noch 70Prozent der Briten glaubten, sie stünden ohne die Monarchieschlechter da, sind es heute nach Umfragen nur noch knapp über 50Prozent. Nur ein Viertel der Befragten sind der Meinung, dass dasKönigshaus «so bleiben soll, wie es ist». Fast 60 Prozent wünschensich dagegen eine Auflockerung nach dem Muster «weniger formellerKönigshäuser» wie in den Niederlanden.

Auch wenn die britische Monarchie von einer solch weit reichendenVeränderung noch weit entfernt ist, sehen maßgebliche HistorikerChancen und Ansätze des Wandels. So wird inzwischen in allerOffenheit nicht mehr über das «Ob», sondern nur noch über denZeitpunkt einer Heirat zwischen Thronfolger Prinz Charles und seinerGeliebten Camilla Parker Bowles diskutiert. Die Wettbüros setzen aufspätestens Herbst 2004.

Charles soll nach dem Willen der Queen künftig mehr offizielleVerpflichtungen übernehmen und peu á peu zum Stellvertreter - wennauch noch nicht Nachfolger - seiner Mutter aufgebaut werden. Um deröffentlichen Forderung nach mehr Transparenz und wenigerVerschwendungssucht gerecht zu werden, muss die Queen nach dem Urteilder Hofbeobachter auch konsequent die Privilegien und Zuwendungen andie Mitglieder ihrer Familie streichen, die als «minor royals» -entfernte Verwandte - auf ihre Kosten in Luxus leben.

Einen wichtigen Fürsprecher hat die Queen - zum Erstaunen vielerpolitischer Anhänger - in Tony Blair. Ausgerechnet derPremierminister, der die «bisher am meisten republikanisch gesinnteRegierung führt» (Times), kommt mit der Queen ausgezeichnet zurecht.«Sie hat den Finger näher am nationalen Puls, als viele es vielleichtwahrhaben mögen», sagte er in einem TV-Interview zum Jubiläum.

Und im Einklang mit den konservativsten Kommentatoren fügte erhinzu: «Sie ist ein wichtiger Einigungsfaktor für unser Land. Nichtnur einfach aus Gefühl oder Tradition, sondern vor allem aus Gründender Rationalität, ist dies das bessere System.»