Hintergrund Hintergrund: 20.Jahrhundert - Millionen Pest-Opfer in Indien
Neu Delhi/dpa. - Pest bedeutet in Indien Panik, das zeigten auchdie ersten Verdachtsfälle in Himachal Pradesh am Wochenende. DieKrankheit ist mit Antibiotika heilbar, aber die Angst sitzt tief.Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts starben in Indien biszu 12,5 Millionen Menschen an der Pest. Viele Menschen haben Angst, dass die Pest im Ernstfall nicht rasch genug diagnostiziert wird oderdas lebensrettende Medikament nicht rechtzeitig zugänglich ist.
Die Pest wütete vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Nachdemein Ausbruch von 1966 besiegt war, galt die Pest in Indien alsausgerottet. Experten befürchteten aber, dass sich der Erreger unterRatten halten und gelegentlich auf Menschen überspringen könnte. Dassoll 1984 in Himachal Pradesh passiert sein, als 17 Menschen starben.Damals konnte der Verdacht mangels Proben nicht bestätigt werden.
Zehn Jahre später brach die Pest im Westen Indiens aus. Es begannim Juli 1994 im Bundesstaat Maharashtra. Im September breitete sichdie Pest in der Zweimillionen-Stadt Surat in Gujarat aus. Dort warendie hygienischen Verhältnisse katastrophal. Aber auch heute nochverrotten in vielen Städten Berge von Müll, der Ratten anzieht.
Während des Pestausbruchs 1994 gab es 8000 Verdachtsfälle. 811Menschen galten als infiziert, etwa 100 von ihnen starben. Da 600 000Menschen aus Surat flohen, wuchs die Angst vor einer großen Epidemie.Züge aus Gujarat durften nicht in Delhi halten. Die Behörden gabenAntibiotika aus. Im November 1994 galt Indien offiziell als pestfrei.
Experten warnen, der Pest-Schrecken dürfe nicht die Bedrohungendurch Krankheiten überdecken, die zwar heilbar sind, aber nichtentschieden genug bekämpft werden. In Indien sterben jährlich 500 000Menschen an Tuberkulose. Mehrere hundert oder gar tausend Menschenfallen der Tollwut zum Opfer. Durchfallkrankheiten, die durchsauberes Wasser vermeidbar werden, bringen vor allem Kinder um.