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Partei Die Linke Hermlin: Judenfeindschaft Bestandteil der Partei Die Linke

Die Partei Die Linke stimmte am Wochenende für die Antisemitismusdefinition der Jerusalemer Erklärung, die sehr umstritten ist. Ein prominentes Ex-Mitglied der Partei ist entsetzt.

Von dpa 13.05.2025, 10:54
Der Musiker Andrej Hermlin warnt vor Antisemitismus in der Partei Die Linke.
Der Musiker Andrej Hermlin warnt vor Antisemitismus in der Partei Die Linke. Lutz Deckwerth/dpa

Berlin - Der Berliner Swing-Musiker Andrej Hermlin, Sohn des prominenten ostdeutschen Schriftstellers Stephan Hermlin, hat den Antisemitismus-Beschluss der Partei Die Linke vom Wochenende scharf kritisiert. „Israelhass ist an diesem Wochenende von einer Mehrheit der Delegierten des Parteitags legitimiert worden“, sagte Hermlin (59), dessen sozialistische Familie jüdische Wurzeln hat und der bis vor einigen Jahren lange Mitglied der Linken war, dem „Tagesspiegel“.

Am Samstag hatte sich eine knappe Mehrheit der Delegierten beim Linken-Parteitag in Chemnitz hinter die sogenannte Jerusalemer Erklärung von 2021 gestellt. Sie wurde von Wissenschaftlern entworfen als Alternative zur sogenannten IHRA-Definition von Antisemitismus, die der Zentralrat und auch die Bundesregierung unterstützen.

Anders als diese erwähnt die Jerusalemer Erklärung Israel nicht explizit, sondern definiert Antisemitismus so: „Antisemitismus ist Diskriminierung, Vorurteil, Feindseligkeit oder Gewalt gegen Jüdinnen und Juden (oder jüdische Einrichtungen als jüdische).“ 

Hermlin: „Israel wird als Staat delegitimiert“ 

„Judenfeindschaft ist damit – allen gegenteiligen Bekundungen zum Trotz – zu einem organischen Bestandteil dieser Partei geworden“, betonte Hermlin. „Kritik an Israels Regierung oder seiner Kriegsführung ist legitim, aber hier passiert etwas ganz anderes: Israel wird als Staat delegitimiert.“ 

Die Antisemitismus-Definition, auf die sich die Linke nun berufe, halte eine Ein-Staat-Lösung im Nahen Osten für akzeptabel, sagte Hermlin. Damit rüttele man am Existenzrecht Israels. „Das ist so schwerwiegend, dass die Partei damit den Kanon der anständigen Parteien verlassen hat.“

Hermlin fühlt sich nicht nur von der AfD bedroht

Wegen seiner Herkunft fühle er sich nicht nur bedroht von der AfD, sagte Hermlin, „sondern ebenso von arabischen Schreihälsen auf der Sonnenallee oder von Studenten, die Bluthände an die Wände unserer Universitäten schmieren und damit das Leben jüdischer Menschen in unserem Land gefährden“. 

Viele junge Leute in der Linkspartei seien mit Israelhass groß geworden und vergiftet durch Agitation auf Instagram und Tiktok im Sinne der Hamas und des Iran, die für Mord und Terror stünden. „Dass sich in Deutschland angeblich progressive Kräfte mit islamofaschistischen Kräften im Nahen Osten zusammentun, anstatt ihnen entgegenzutreten, ist eine der niederschmetterndsten und ekelhaftesten Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit.“