Heilpraktiker im Drogenexzess Heilpraktiker im Drogenexzess: Vermieterin verklagt Handeloher "High"praktiker

Berlin - Zuerst der fürchterliche Kater, dann die Vernehmungen durch die Polizei und jetzt noch eine dicke Rechnung: Auf die 29 Heilpraktiker, die am Freitag vor einer Woche nach einem Drogenexzess einen Großeinsatz von Notärzten, Sanitätern und Polizisten ausgelöst haben, kommt einiges zu. „Mir sitzt der Schock noch in den Knochen", sagte Stefka Weiland, die Leiterin des Tagungszentrums Tanzheimat Inzmühlen dem NDR. Sie will den Veranstalter auf Schadenersatz verklagen, Begründung: „Das ist ein bisschen mehr als Kratzer auf unserem Tanzparkett. Es war ein Anblick des Grauens."
Vermieterin rief den Notarzt
Die Frau hat den 29 Heilpraktikern vermutlich das Leben gerettet, als sie den Notarzt rief. Nachdem die rund 160 Ärzte, Feuerwehrleute, Polizisten und Sanitäter wieder abgezogen waren, mussten das Haus und das Gelände drumherum erst einmal gründlich aufgeräumt werden. Nachbarn und Kolleginnen hätten ihr geholfen. Es lagen blutverschmierte Kanülen herum, so Weiland. Jetzt sehe es wieder idyllisch aus, auch der Rasen sei gemäht worden.
Vor einer Woche hatte Weiland hysterisches Geschrei Schreie gehört und dann vor dem Haus mehrere Heilpraktiker gefunden, die im Gras lagen und nach einem Drogenrausch zum Teil völlig weggetreten waren.
„Ich bin entsetzt, dass man unsere Räume dafür missbraucht hat. Das Vertrauen zu der Seminarleitung ist natürlich gebrochen. Ich finde das fahrlässig und verantwortungslos ohne Ende,“ sagte die Vermieterin im NDR.
„Ich habe einen Ruf zu verlieren“
Nun will sie klagen. Da viele Menschen die misslungene Tagung der Heilpraktiker nicht von der Arbeit der Tanz- und Körpertherapeutin in ihrem Haus „Tanzheimat Inzmühlen“ trennen könnten, habe sie ihren Ruf zu verlieren. „Da nützt mir keine Entschuldigung. An die Gruppe müssen wir natürlich mit Schadenersatz herantreten, das ist ganz klar."
Freitag vor einer Woche hatten sich Heilpraktiker und Homöopathen aus Hamburg bei ihr zu einem Workshop getroffen. Die Gruppe experimentierte vermutlich mit einer Designerdroge, dem Psychedelikum 2C-E, in Szenekreisen als Aquarust bekannt. Aquarust haute die Tagungsteilnehmer um.
Wahnvorstellungen, Krämpfe, Schmerzen
Ärzte berichteten später, für einige der Benommenen sei es „höchste Eisenbahn" für medizinische Hilfe gewesen, Szenen wie aus einem Horrorfilm, hätten sich abgespielt. Ein Mann schwebte in Lebensgefahr. Etliche litten unter schweren Wahnvorstellungen, unter heftigen Krämpfen, Schmerzen, Luftnot und Herzrasen.
Die Polizei ermittelt gegen die 29 Tagungsteilnehmer. Die 24- bis 56-Jährigen hätten sich mit der Einnahme des Halluzinogens selbst verletzt und einen Großeinsatz ausgelöst, den sie bezahlen müssten.
2C-E ist in Deutschland seit Ende 2014 verboten. Die Psychodroge verändert nach Experteneinschätzungen massiv die Wahrnehmung von Farben und Geräuschen. Sie gilt als sehr starkes Halluzinogen und lässt Konsumenten Dinge sehen, die gar nicht da sind.
