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Haustiere Haustiere: Stirbt der Dackel aus?

Von Caroline Bock 06.03.2007, 06:44
Zahlreiche Dackel drängeln sich in einem Hundekorb - da muss einer draußen bleiben. (Foto: dpa)
Zahlreiche Dackel drängeln sich in einem Hundekorb - da muss einer draußen bleiben. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Kaiser Wilhelm II. richtete fürseinen Dackel sogar ein eigenes Hundegrab ein. In einem Park inKassel erinnerte der Kaiser an seinen «treuen Dachshund Erdmann(1890-1901)». Ein Jahrhundert später sieht es - zumindest nach derWelpenstatistik - nicht gut aus für jenen Hund, den seine Fans fürseine Eigenwilligkeit schätzen und der im Ausland als «Sausage-Dog»verspottet wird. Erblickten 1996 noch mehr als 12 000 kleine Dackeldas Licht der Welt, waren es 2005 nur noch rund 7300 Welpen.

Vor Jahrzehnten war der kleine Jagd- und Familienhund, der zu denältesten deutschen Hunderassen gehört, noch populärer. 1972 warbDackel Waldi als Maskottchen für die Olympischen Spiele in München.Damals zählten die Züchter 28 000 Welpen im Jahr, wie sich DieterHonsálek, Präsident der Welt Union Teckel und zurzeit Besitzer vongleich 15 Rauhaar-Zwergdackeln, erinnert. «Da hat die Rasse einenunheimlichen Aufschwung erfahren.» Heutzutage würden schlicht wenigerDackel gezüchtet.

Den Rückgang bei den Welpenwürfen sieht Honsálek, der im KreisPaderborn lebt, gelassen. Wie alle Hundeexperten weiß er, dass eseiner Rasse nicht unbedingt gut bekommt, wenn sie im Trend liegt,weil das Kommerz und unseriöse Züchter anlockt. Lieber ist es denHundefreunden, wenn sich jemand von Herzen für einen Dackel, ob alsRauhaar-, Langhaar- oder Kurzhaarvariante, entscheidet. Etwa 500 bis600 Euro kosten die Tiere. Honsálek mag am Dackel besonders, dass ereigenständig und ein bisschen dickköpfig ist. Er zitiert dabei einenJägerspruch: «Wir haben einen Hund und außerdem einen Dackel.» Die 15bis 20 Kilo schwere «Wurst auf Beinen», deren Bauch kaum Abstand zumBoden hat, ist laut Honsálek übrigens eine amerikanische Variante.Der deutsche Dackel hat ein Idealgewicht von kernigen neun Kilogramm.

Zu seinen prominenten Liebhabern gehören neben Tom Gerhardt aliasFernseh-Hausmeister Krause, den Schauspielern Ingrid Steeger undPeter Sodann besonders Dänemarks Königin Margrethe und Prinz Henrik.Als 1993 der damalige Hofhund «Zenobie» spurlos verschwand, rief dieKönigin zur Hilfe auf, worauf mehrere hundert Landsleute tagelang mitWürstchen wedelnd in den Wäldern nach dem Tier suchten - vergebens.Prinz Henrik widmete Hofdackel Evita sogar ein Gedicht («Ich liebees, dein Fell zu streicheln / Du lieber, du besonderer Hund»). Auchin Japan ist der Dackel beliebt, die Fußballmannschaft brachte ihrMaskottchen namens Erwin Rommel 2006 sogar mit zur Fußball-WM.

In Deutschland gibt es immer mehr Hunderassen, so dass derFavoriten-Dreiklang Dackel-Pudel-Schäferhund im Zeitalter derGlobalisierung mehr Konkurrenz bekommen hat. Zum Beispiel vomdrolligen Mops, vom hübschen Golden Retriever oder vom putzigen JackRussell Terrier, der bei den Fachleuten schon länger Parson RussellTerrier heißt. Letzterer ist lebendig, wieselflink und nicht nur fürJäger, Landbewohner und Barbour-Jacken-Träger in der Stadt eineAlternative zum Dackel. Vom Aussterben bedroht ist der deutscheSymbolhund dennoch nicht. Bei den Wurfzahlen liegt er trotz desRückgangs immer noch weit vorne. Der Dackel sei weiter sehr beliebt,berichtet Birgit Büttner vom Verband für das Deutsche Hundewesen inDortmund. «Man muss sich um die Rasse keine Sorgen machen.»