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Kassenärztliche Vereinigung Hausarztstellen frei: Forderung nach mehr Studienplätzen

Schon jetzt fehlen besonders auf dem Land viele Hausärzte. Künftig könnte sich der Ärztemangel aus Sicht der Kassenärzte in Niedersachsen noch verschlimmern. Der Gesundheitsminister nennt Maßnahmen, wie die Landesregierung das verhindern will.

Von dpa Aktualisiert: 20.03.2023, 17:29
Eine Ärztin hält ein Stethoskop in der Hand.
Eine Ärztin hält ein Stethoskop in der Hand. Patrick Seeger/dpa/Symbolbild

Hannover - Hunderte Hausärztinnen und Hausärzte fehlen derzeit in Niedersachsen - besonders in ländlichen Regionen. Derzeit gibt es 546 freie Hausarztsitze, wie die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) am Montag in Hannover mitteilte. Für diese Praxen wird also ein neuer Inhaber gesucht. Im Jahr 2019 waren landesweit erst 355 Hausarztsitze unbesetzt gewesen. Wegen des zunehmenden Ärztemangels sei es eine große Herausforderung, die freien Sitze auch zu besetzen, sagte der KVN-Vorstandsvorsitzende Mark Barjenbruch. Das Land müsse zügig mehr Medizin-Studienplätze schaffen. Die Landarztquote allein genüge nicht. „Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein, aber es ist nicht die Lösung“, betonte Barjenbruch.

Besonders angespannt ist die Lage bei den Hausärzten zurzeit laut KVN in den Regionen Salzgitter, Delmenhorst, Syke, Cloppenburg und Meppen. Dort gibt es zurzeit die größten Lücken. Bei den Fachärzten sieht die Situation etwas besser aus, für sie gibt es zwischen Harz und Nordsee derzeit 118,5 Niederlassungsmöglichkeiten sowie sieben für Psychotherapeuten.

Um den Bedarf an Ärzten und Psychotherapeuten für bestimmte Gebiete zu ermitteln, werden neben der Zahl der Einwohner, deren Alter und Geschlecht auch die Häufigkeit von Erkrankungen innerhalb einer Bevölkerungsgruppe berücksichtigt. Aus diesen Faktoren und der Zahl der vorhandenen Mediziner wird der Versorgungsbedarf ermittelt.

Künftig dürfte es laut der KVN-Prognose immer schwieriger werden, die ärztliche und psychotherapeutische Versorgung sicherzustellen. Patientinnen und Patienten müssten sich daher langfristig auf längere Anfahrtswege und längere Wartezeiten einrichten, hieß es.

In Niedersachsen werde bis zum Jahr 2035 die Anzahl der Hausärztinnen und Hausärzte von jetzt über 5200 auf rund 3750 sinken, sagte Barjenbruch. Bei der Versorgung mit Fachärztinnen und Fachärzten werde es besonders im ländlichen Raum „starke Tendenzen in Richtung Unterversorgung“ geben. Betroffen sind laut der Prognose Augenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Nervenärzte und Urologen.

Gesundheitsminister Andreas Philippi sagte, noch verfüge Niedersachsen über eine gut ausgebaute vertragsärztliche Versorgung. Die Prognose der KVN bestätigte aber einen bereits länger bestehenden Trend, wonach eine regionale Ungleichverteilung und teils Versorgungsengpässe drohten. „Da hilft kein Schönreden, da hilft nur Gegensteuern. Und zwar mit vereinten Kräften“, sagte der SPD-Politiker in einer Mitteilung seines Ministeriums. Helfen soll unter anderem die Landarztquote.

Weil schon seit Jahren Allgemeinmediziner in ländlichen Regionen fehlen, hat die niedersächsische Landesregierung die sogenannte Landarztquote eingeführt. Jährlich werden 60 Medizin-Studienplätze an Bewerber vergeben, die sich für zehn Jahre zu einer hausärztlichen Tätigkeit in unterversorgten Regionen verpflichten. Seit dem 1. März können sich Interessenten erstmals auf diese Studienplätze bewerben.

„Großes Potenzial bietet aus meiner Sicht die zunehmende Digitalisierung“, sagte Philippi. Deshalb soll auch die Telemedizin ausgebaut werden, mit der ärztliche Einschätzungen auch aus größerer Entfernung möglich seien.