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Hauptstadt Hauptstadt: Techno-Disco «Tresor» in Berlin Mitte macht dicht

10.02.2005, 09:30
Eine junge Frau steht im vergitterten Eingang zur Stahlkammer der Discothek «Tresor» in Berlin. Die legendäre Techno-Disco in Berlin-Mitte wird im April 2005 geschlossen. (Foto: dpa)
Eine junge Frau steht im vergitterten Eingang zur Stahlkammer der Discothek «Tresor» in Berlin. Die legendäre Techno-Disco in Berlin-Mitte wird im April 2005 geschlossen. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Vom 1. bis 16. April sollen Stars wie Sven Väth und Paul van Dyckein letztes Mal im «Tresor» auflegen. Im Mai werden die Tresorräumegesprengt. Stahltüren, Schließfächer und Gitterstäbe dürfen die Club-Betreiber dann mitnehmen, um das Panzer-Flair an anderer Stelle -zumindest teilweise - wieder aufleben zu lassen.

Die ersten Techno-Beats wummerten vor 14 Jahren durch dieunterirdische Stahlkammer, die vom Wertheim-Kaufhausübrig geblieben ist. Damals, nach dem Mauerfall, sei der «Tresor»nicht nur Geburtsort einer neuen Musikrichtung gewesen, in denPanzerräumen im ehemaligen Grenzgebiet «wurden die Kids aus Ost-und Westberlin vereint», wie Hegemann sagt. Seitdem gastierten dortTechno-DJs aus aller Welt, bei der Love Parade war der ClubAnlaufpunkt für tausende Raver aus ganz Deutschland. DJs wie SvenVäth wurden zwischen den Gitterwänden zum Star, Elektro-Musiker Mobyhatte 1992 dort seinen ersten Europa-Auftritt.

Als Ende der 90er Jahre die Techno-Begeisterung nachließ und einClub nach dem anderen geschlossen wurde, dröhnten die Bässe im«Tresor» weiter. Jetzt sehen schockierte Raver ihre letzte Bastion inBerlin-Mitte schwinden: «Der "Tresor" darf nicht schließen, was istBerlin ohne euch...die ganze Technoszene ohne "Tresor" ???» schreibteiner im Online-Gästebuch des Clubs.

Der «Tresor» sei zwar nicht zu ersetzen, sagt Hegemann. Trotzdemsoll es weiter gehen. Der Nachfolger wird nicht nur einClub, sondern auch eine Akademie - hier sollen die Clubbesitzer vonMorgen in einem Halbjahres-Crashkurs lernen, wie man Bücher führt undPersonal rekrutiert. «Getragen wird das dann von einem gemeinnützigenVerein», sagt Hegemann. Das ehemalige Gelände des Pfefferbergs imPrenzlauer Berg kommt als neuer Ort in Frage. Wann das Projektstartet, bleibt allerdings offen. «So bald wie möglich, innerhalbdes nächsten Jahres», hofft Hegemann. Aber es fehlen noch fünf bissechs Million Euro, um die maroden Gebäude am Pfefferberg zusanieren.

In den vergangenen Jahren wurde immer wieder das Aus für denTechno-Tempel angekündigt. Von Anfang an durften die Betreiber dieTresorräume nur zwischennutzen und bekamen von den Eigentümern - seit2001 die Bauwert Property Group (BPG) - jeweils nur Dreimonats-Verträge. Seit Jahren wird außerdem darüber gestritten, wem dasAreal, das vor der NS-Zeit der jüdischen Familie Wertheim gehörte,überhaupt zusteht. Mittlerweile hat die BPG einen Investor gefunden.Im April soll bereits die Baugrube für die Bürohäuser ausgehobenwerden, in die später die Volksfürsorge einzieht.