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Handy-Kurse für Rentner Handy-Kurse für Rentner: Klagen über Tasten und schwere Menüs

Von Ulf Mauder 22.11.2005, 10:55
Für den richtigen Umgang mit den oft komplexen kleinen Telefonen gibt es mittlerweile bundesweit spezielle Kurzlehrgänge für Senioren. (Foto: dpa)
Für den richtigen Umgang mit den oft komplexen kleinen Telefonen gibt es mittlerweile bundesweit spezielle Kurzlehrgänge für Senioren. (Foto: dpa) dpa

Trier/dpa. - «Bei allen technischenFragen, die Menschen im Alter haben, gibt es die meisten Probleme mitdem Handy», berichtet der Trierer Seniorentrainer. Flauger lädt seit2003 monatlich zur Technik-Sprechstunde für Rentner ins SeniorenbüroTrier ein. Da die meisten Fragen zur Bedienung von Mobiltelefonenkommen, bietet er seit einiger Zeit Spezialkurse zu dem Thema an.

Bundesweit sind die Kurzlehrgänge in vielen Volkshochschulen undund bei den Seniorenbüros inzwischen der Renner. Auch Handy-Händlerund Netzbetreiber haben den Markt betuchter Senioren erkannt, währenddie jungen Nutzer über immer höhere Schulden klagen. «Ich kann diekleinen Tasten kaum bedienen», schimpft die 77 Jahre alte TriererinMaria Bohn. Auch die unverständliche Bedienungsanleitung bringt sienicht weiter. «Ich brauche das Handy, wenn ich verreise und mit denEnkeln spazieren gehe», sagt Kursteilnehmerin Gerda Hub (66). Siefühlt sich mit dem mobilen Telefon sicherer.

In dem Kurs von Flauger stehen den bis über 80 Jahre altenTeilnehmern auch junge Leute zur Seite. Sie erklären, wie eineKurznachricht - SMS - geschrieben und verschickt wird oder nachwelchen Grundsätzen das Menü funktioniert. Arbeitswissenschaftler ander Technischen Universität in Berlin haben herausgefunden, dass dieDialogtechnik auf verschiedenen Ebenen via Display zu kompliziert fürältere Menschen ist. Viele Senioren vermuten hinter einer Taste nureine Funktion - doch diese Zeiten sind vorbei.

Seniorentrainer Flauger weiß nach vielen Kursen, «dass das idealeHandy für ältere Menschen erst noch gebaut werden muss». Zwar hat dieIndustrie inzwischen ein auch von der Deutschen Senioren-Ligagewürdigtes Mobiltelefon mit drei Tasten entwickelt. Bei dem ModellVitaphone 1100 können zwei Tasten beliebig mit Rufnummern zumBeispiel der engsten Familienangehörigen belegt werden, berichtet dieVitaphone GmbH in Mannheim. Die dritte Taste ist für den Notrufreserviert. Doch aus Flaugers Sicht wird das auf Dauer nichtausreichen. So können Handys einen zum Beispiel auch daran erinnern,Tabletten einzunehmen.

«Besonders viele Senioren wollen zudem mit ihren Enkeln mithalten- und über SMS kommunizieren», sagt der frühere Fernmeldetechniker.Ein Telefon zum Anrufen und Telefonieren zu benutzen, sei meist nichtdas Problem, meint der 58 Jahre alte Ruheständler. In ein, zwei Tagenhat er seine Kursteilnehmer so weit, dass sie das Prinzip des Handysverstehen. «Irgendwann kommt der Aha-Effekt, dann vergisst man esnicht mehr.»

«Die meisten Senioren bekommen ausgerechnet die alten Telefone vonihren Kindern, weil diese neue Modelle bevorzugen», sagt Flauger. Errät zur genauen Suche nach dem passenden Modell und zur Beratung inden einschlägigen Geschäften. «Jeder Rentner hat andere Bedürfnisse,manche wollen nur erreicht werden können, aber nicht telefonieren.»Für viele Menschen sei die Notruf-Funktion des Mobiltelefons amwichtigsten. «Deshalb könnte auch jeder, der ein Handy übrig hat, dasGerät ohne Karte Hilfe-Bedürftigen wie zum Beispiel Obdachlosenüberlassen, weil dann immer noch ein Notruf absetzbar ist», schlägter vor. Wie Flauger lassen sich inzwischen viele Ruheständler überdas Programm «Erfahrungswissen Für Initiativen» (EFI) zumSeniorentrainer ausbilden.