Hamburg Hamburg: Hochstapler hielt Gesellschaft zum Narren

Hamburg/dpa. - Seine Selbsteinträge in der deutschen Ausgabe derPersonenenzyklopädie «Who is who» füllen eine halbe Spalte undenthalten auch ein Foto des Hochstaplers. Danach wurde Randmark 1937in Los Angeles geboren und absolvierte die US-Militärakademie in WestPoint. Später diente er laut Eintrag als Colonel der US-Streitkräfte,arbeitet sowie als Journalist und Team-Chef der Fernsehwerbung eines«Randolph Hearst Syndicates L.A.» in Kalifornien. Außerdem, so derEintrag, sei Randmark «in leitenden Positionen» in Puerto Rico, Japanund Deutschland tätig gewesen. Zudem, so ist dem «Who is who» weiterzu entnehmen, erhielt der «Vorzeigeunternehmer», der in Hamburg eineGraffiti-Beseitigungsfirma gründete, zahlreiche Auszeichnungen, Ordenund Ehrenabzeichen.
Fast alles Schwindel, wie Randmark Hamburger Zeitungen mitteilte.Schon sein Alter ist den Berichten vom Samstag zufolge getürkt:Randmark ist nicht 65, sondern 77 Jahre alt. «Ich war eitel. Und ichhabe festgestellt, dass in Hamburg die Menschen nur aufÄußerlichkeiten achten, nicht auf den Menschen dahinter», sagteRandmark der «Bild»-Zeitung. Er habe es als «abwertend» empfunden,nur als Fassadenreiniger genannt zu werden. Daraufhin beschloss erlaut «Bild», die Hamburger zu «provozieren».
Eher beiläufig habe er einmal in einer Randbemerkung auf seineangebliche Tätigkeit bei der US-Armee verwiesen, für die er auch alsDrogenbekämpfer gearbeitet habe. «Im Laufe der Zeit hat dieses Themaeine eigene Dynamik entwickelt», heißt es in der Erklärung Randmarks.«Ich sah nur noch die Möglichkeit, die Geschichte meiner Armeezeit,sobald das Thema von anderen darauf gebracht wurde, mit weiterenDetails zu gestalten.» Er hätte bereits damals den Mut haben müssen,seine Randbemerkung sofort zurückzunehmen, räumte der 77-Jährigejetzt ein.
Seine Einträge und Angaben öffneten ihm Tür und Tor zu Hamburgsfeiner Gesellschaft und der Politik: Randmark wurde Mitglied imVerein eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg, im Übersee-Club, gehörteder Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gesellschaft an und stand demAmerican-German-Business-Club vor. Schließlich verschaffte ihmHamburgs Innensenator Ronald Schill den Berichten zufolge sogar eineEinladung zum berühmten Matthiae-Mahl im Rathaus. Auch zum US-Konsulat pflegte Randmark beste Kontakte: Laut «Bild» stellte ihm dieamerikanische Konsulin Susan Elbow mehrfach Konsulatsräume fürClubveranstaltungen zur Verfügung.
«Schrecklich enttäuscht» zeigte sich Ferdinand Fürst von Bismarcklaut «Bild»-Zeitung von den Schwindeleien Randmarks. Von ihm hatteRandmark Orden und Medaillen für die Reinigung des Bismarck-Denkmalserhalten. Der Adlige erklärte, er werde den 77-Jährigen aus demBimarck-Bund ausschließen. In gleich lautenden Schreiben an «Bild»und «Welt», das «Hamburger Abendblatt» und die «Hamburger Morgenpost»entschuldigte sich «Sir Henry» jetzt für die Legende, die eraufgebaut hatte: «Sollte ich mit meinem Verhalten mir nahe stehendeMenschen verletzt haben, so bedauere ich dies aufrichtig und möchtemich dafür entschuldigen.»