Kriminalität Grüne warnen: Nicht an Hilfsangeboten für Jugendliche sparen
Jugendgewalt kann viele Ursachen haben. Der Innenpolitikexperte der Berliner Grünen-Fraktion spricht sich dafür aus, an Prävention nicht zu sparen - gerade in diesen Zeiten.

Berlin - An sozialen Hilfsangeboten für Kinder und Jugendliche darf nach Überzeugung der Grünen-Fraktion nicht gespart werden. „Ich hoffe, dass sich dieser Fehler in den anstehenden Haushaltsverhandlungen nicht wiederholt“, sagte der innenpolitische Sprecher der Fraktion im Abgeordnetenhaus, Vasili Franco, im RBB-Inforadio.
Gerade im Bereich der Jugendgewalt seien Kinder und Jugendliche nicht mit dem erhobenen Zeigefinger zu erreichen. „Wer am Ende an der sozialen Infrastruktur spart, spart an der inneren Sicherheit“, warnte er.
Nach dem lebensgefährlichen Angriff auf einen 12-Jährigen an einer Berliner Grundschule hat die Polizei am Freitag den mutmaßlichen 13-jährigen Täter gefasst. Er soll seinen Mitschüler am Donnerstagvormittag unvermittelt mit einem Messer angegriffen haben. Kurz danach hatte es einen Polizeieinsatz wegen einer ähnlichen Tat in Nordrhein-Westfalen gegeben.
Armut und Ausgrenzung tragen zu Jugendgewalt bei
„Jugendgewalt ist kein neues Thema. Wir hatten gerade in den 90er Jahren ein noch viel höheres Maß“, sagte Franco. „Aber man muss die aktuellen Entwicklungen sehr ernst nehmen.“ Jugendgewalt habe unterschiedliche Formen und auch unterschiedliche Ursachen.
„Armut, Perspektivlosigkeit, Diskriminierung, Ausgrenzung oder Mobbing - all das sind Faktoren, die dazu beitragen, dass die Zahlen wieder steigen“, erklärte der Innenpolitikexperte.
„In letzter Zeit haben wir aber auch noch eine Zunahme politischer Radikalisierung - insbesondere durch Rechtsextremismus, aber auch durch Islamismus.“ Diese Entwicklung werde durch das Internet und Social Media noch verstärkt.
Grüne fordern mehr Sozialarbeit für Kinder und Jugendliche
In den 90er Jahren habe man mehr Angebote der Prävention geschaffen, um das Problem der Jugendgewalt anzugehen, sagte Franco. Die Angebote zurückzufahren, sei der falsche Weg. „In der jetzigen Zeit, in der wir eine soziale Schieflage haben, ist es wenig verwunderlich, dass auch die Zahlen wieder steigen“, sagte er.
Experten seien sich einig, dass gerade in sozialen Brennpunkten auch eine starke soziale Infrastruktur für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nötig sei. „Wir haben in der Frage eigentlich kein Erkenntnisproblem, sondern wir haben vor allem ein Umsetzungsproblem.“
„Es geht ganz konkret in den Kiezen um die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, mit denen, die Aufholbedarfe haben, die besonders stark von Kinderarmut betroffen sind, wo die Perspektivlosigkeit allgegenwärtig ist“, sagte Franco. Sozialarbeiter und Psychologen in Berlin seien am Limit.