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Großbritannien Großbritannien: Mick Jagger wird wegen seiner Verdienste geadelt

Von Anna Tomforde 12.12.2003, 13:16
Mick Jagger (60), Rolling-Stones-Veteran, ist amFreitag in London vom britischen Königshaus geadelt worden. (Foto: dpa)
Mick Jagger (60), Rolling-Stones-Veteran, ist amFreitag in London vom britischen Königshaus geadelt worden. (Foto: dpa) PA

London/dpa. - Rolling-Stones-Veteran Mick Jagger (60), einstigesSymbol des britischen «Anti-Establishments», ist im Buckingham-Palastin London vom Königshaus für seine «Verdienste um die Popmusik»geadelt worden. «Es ist schön, diese Ehrung zu erhalten, so lange mansie nicht zu Ernst nimmt», sagte der neue «Sir Mick» am Freitag. DieKritik seines Band-Kollegen Keith Richards, der Jagger öffentlichvorgeworfen hatte, mit der «schäbigen Ehrung» nach gesellschaftlicherAnerkennung zu trachten, fegte Jagger mit der Bemerkung vom Tisch:«Das Establishment gibt es nicht mehr.»

Rein äußerlich hielt sich Jagger auch diesmal nicht ans Protokoll.Statt in Smoking und Zylinderhut traf er in Turnschuhen, einem langenschwarzen Ledermantel und dunkelrotem Schal im Palast ein. BeideFäuste waren tief in die Manteltaschen vergraben. Die Ritterschlag-Zeremonie, bei dem symbolisch beide Schultern mit einem Schwertberührt werden, nahm Prinz Charles (55) vor. Die Queen warverhindert, weil sie am Freitag in einer Londoner Klinik am Knieoperiert wurde.

Journalisten, die wissen wollten, warum aus dem Ballsaal desPalastes während der Zeremonie sein lautes Gelächter zu hören gewesensei, sagte Jagger, wieder lachend: «Das kann ich wirklich nichtwiederholen, es war eine private Unterhaltung.» Er habe sich beimAnstecken des Ordens, einer ovalen goldenen Medaille mit rotemHalsband, angeregt mit Charles unterhalten. «Wir haben uns ja schonöfter getroffen», sagte Jagger.

Zu der Zeremonie hatte er seinen 92 Jahre alten Vater, Joe, undzwei seiner Töchter, Elizabeth (32) und Karis (19), mitgebracht.Besonders für den Vater muss es ein bewegender Moment gewesen sein.Der Sportlehrer hatte in den frühen 60er Jahren seinen rebellischenSohn nicht davon abhalten können, sein Studium an der London Schoolof Economics abzubrechen, um die Rolling Stones zu gründen. JaggersMutter, eine frühere Kosmetik-Beraterin, war vor einigen Jahrengestorben.

«Ich schätze, die Leute werden mich jetzt "Sir Mick" nennen»,meinte Jagger. «Aber "Sir Michael" klingt auch ganz nett.» SeinemBruder Christopher hatte Jagger schon im Voraus auf eineentsprechende Frage versprochen, er brauche ihn «nur gelegentlich»Sir nennen.

Seinen Kindheitsfreund und Band-Kollegen Richards kanzelte Jagger,wenn auch im spaßigen Ton, vor der Presse am Freitag recht hart ab.«Keith hätte wahrscheinlich auch gerne so eine Ehre bekommen. Es istwie bei heulenden Kindern. Wenn einer ein Eis bekommt, wollen dieanderen auch eins haben.» Es sei außerdem «nicht neu, dass Keithgerne Theater macht».

An dem Tag, als Jagger in London von höchster Stelle seinegesellschaftliche Ehrung erhielt, wurde seine erste Frau, BiancaJagger (58), in Straßburg zur Botschafterin des Europarats ernannt.Die Menschenrechtlerin habe einen bemerkenswerten Kampf gegen dieTodesstrafe geführt, begründete der Staatenbund seine Entscheidung.