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Griechenland Griechenland: Flugzeug aus Zypern stürzt vor Landung in Athen ab

14.08.2005, 12:19
Feuerwehrleute stehen nahe der griechischen Hauptstadt Athen unweit einer abgerissenen Tragfläche der abgestürzten Boeing 737-300 an einem Fahrzeug. (Foto: dpa)
Feuerwehrleute stehen nahe der griechischen Hauptstadt Athen unweit einer abgerissenen Tragfläche der abgestürzten Boeing 737-300 an einem Fahrzeug. (Foto: dpa) ANA

Athen/dpa. - Wie griechische Medien berichteten, war während des Fluges von Larnaka nach Athen vermutlich die Klimaanlage ausgefallen und der Sauerstoff ausgegangen.

Es seien möglicherweise auch giftige Gase ins Flugzeug gelangt.Die Piloten seien bewusstlos geworden, während einige Passagiere inletzten Minuten der Angst Not-SMS absetzten. Nachdem der Treibstoffverbraucht war, stürzte die Boeing 737-300 der Gesellschaft Helios-Airways in eine felsige Hügellandschaft. Sofort nach dem Absturz gabes Spekulationen über Sicherheitsmängel. Die Airline wies diesezurück.

Bis Sonntagabend wurden rund 100 Leichen an der qualmendenAbsturzstelle, an der Brände bekämpft wurden, geborgen. Dabei soll essich zumeist um griechisch-zyprische Touristen handeln.Passagierlisten wurden nicht veröffentlicht.

«Nach unserer Erkenntnis ist etwas im Flugzeug geschehen, wobeidie Piloten das Bewusstsein verloren, und keiner im Flugzeug konnteuns etwas sagen», erläuterte der zyprische Verkehrsminister HarisThrassou. Die endgültige Klärung der Unfallursache wird erst von derAuswertung der Flugschreiber in rund zwei Wochen erwartet. Die sogenannte Black Box wurde wenige Stunden nach der Katastrophegefunden.

Im Flugzeug hätten sich vor dem Absturz dramatische Szenenabgespielt, berichteten griechische und zyprische Medien. Einige derPassagiere konnten per Handy-Kurzmitteilung ihren Verwandtenschreiben, dass sie erfrieren. «Kusine, wir erfrieren. Ichverabschiede mich. Lebe wohl», habe ein Reisender geschrieben,berichtete das Fernsehen. «Der Pilot ist blau im Gesicht. Wir kriegenkeine Luft», hielt ein anderer fest.

Der Albtraum der 115 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder dauerteoffenbar lange: Der Pilot, der nach zunächst nicht bestätigtenInformationen aus Deutschland stammte, habe gegen 10.30 Uhr Ortszeitnur kurz den Kontrollstellen in Zypern melden können, er habeProbleme mit der Klimaanlage. Danach brach der Funkkontakt ab. DieMaschine flog über der Ägäis rechtsdrehend in einer Art Dreieck.

Das alarmierte die Flugsicherung, die eine Entführung vermutete.Zwei F-16-Kampfjets der griechischen Luftwaffe wurden von Kreta zudem Flugzeug gesandt, um Sichtkontakt zu den Piloten aufzunehmen. DieAbfangjäger stellten fest, dass der eine Pilot nicht zu sehen und derandere ohnmächtig war. Möglicherweise habe jedoch jemand anderes nochversucht, die Maschine zu fliegen, hieß es. Es gebe keinerleiHinweise auf einen Terrorakt oder eine Entführung, sagte dergriechische Regierungssprecher am Abend.

Viele Insassen des Charterfliegers hatten offenbar schon dasBewusstsein verloren. Die Maschine flog führungslos. Als derTreibstoff ausging, zerschellte der Flieger um 12.20 Uhr Ortszeit(11.20 MESZ), teilte die griechische Behörde für Zivile Luftfahrtmit. «Ich sah, wie die Maschine direkt auf den Hügel zuflog. Dann gabes eine fürchterliche Explosion. Ich eilte hin und fand nurverstümmelte Leichen und brennende Wrackteile», schilderte einAugenzeuge im Fernsehen.

«Viele Leichen sehen so aus, als ob man sie in einemTiefkühlschrank gestellt hätte», berichtete ein Reporter von denRettungsarbeiten. Dies verstärkte die Vermutung, dass die Maschinevor dem Absturz Probleme mit der Klimaanlage und dem Luftdruck-Ausgleichssystem hatte. Ein Experte der Pilotenvereinigung Cockpit inDeutschland betonte jedoch, dass ein Druckverlust alleine eigentlichnicht zu einem Absturz führe. Eine solche Situation werde regelmäßiggeübt.

Die Unglücks-Boeing war nach Berichten des griechischen und deszyprischen Fernsehens «bekannt für ähnliche Probleme.» Vor wenigenMonaten, am 18. Dezember 2004, habe es auf dem Flug von Warschau nachLarnaka ähnliche Schwierigkeiten gegeben. Wie die zyprische Pressedamals berichtet hatte, seien die Menschen «wie betäubt» aus demFlieger herausgekommen. Auch vor dem Abflug am Sonntag sei in Larnakaein Problem mit der Klimaanlage aufgefallen. Ein Sprecher der Heliosdementierte diese Berichte allerdings umgehend. Die Maschine seivergangene Woche gründlich gewartet worden, sagte er.

Am Flughafen von Larnaka griffen aufgebrachte Verwandte einenSprecher der Helios-Chartergesellschaft an. «Mörder, Ihr habt einedefekte Maschine fliegen lassen», schrie einer der Verwandten. InNikosia herrschte insgesamt Informationschaos. VerkehrsministerThrassou war fast sieben Stunden nach dem Unglück am Abend nicht inder Lage zu sagen, wer genau die Opfer waren. Verwandte der Opferwurden mit einer Sondermaschine nach Athen gebracht. In einer Hallenahe Athen sollten Gerichtsmediziner und Verwandte die Leichenidentifizieren.

In Brüssel nannte EU-Verkehrskommissar Jacques Barrot den Absturzder Maschine eine Mahnung, in der gesamten Europäischen Union (EU)höchste Sicherheitsstandards durchzusetzen.

Ein Lösch-Hubschrauber kippt eine große Menge Wasser auf eine nach dem, Absturz der A Boeing 737 brennenden Fläche nahe Athen. (Foto: dpa)
Ein Lösch-Hubschrauber kippt eine große Menge Wasser auf eine nach dem, Absturz der A Boeing 737 brennenden Fläche nahe Athen. (Foto: dpa)
ANA
Das Bild zeigt eine Boeing 737-300 der ägyptischen Chartergesellschaft «Flash Airlines». Eine Maschine dieses Typs ist, aus Larnaka in Zypern kommend, vor Athen abgestürzt. (Archivfoto: dpa)
Das Bild zeigt eine Boeing 737-300 der ägyptischen Chartergesellschaft «Flash Airlines». Eine Maschine dieses Typs ist, aus Larnaka in Zypern kommend, vor Athen abgestürzt. (Archivfoto: dpa)
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