Hochschulen Grande zu Uni-Jubiläum: Hart am Wind mit hohem Tempo
Im Verhältnis zu anderen Universitäten ist die BTU in Cottbus eher klein. Doch Forschung und Lehre beschäftigen sich mit Lösungen für die drängenden Zukunftsfragen - offensichtlich mit Erfolg. Die Präsidentin zieht zum zehnjährigen Geburtstag der Neugründung Bilanz.

Cottbus - Klimafreundliche Flugantriebe, Wasserstofftechnologie oder Künstliche Intelligenz sind große Zukunftsthemen: Zehn Jahre nach ihrer Neugründung hat sich die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) mit ihren Forschenden und Studierenden bei solchen Themen etabliert. „Es ist so, als ob wir ständig hart am Wind segeln und unglaublich vorangekommen sind“, sagte BTU-Professorin Gesine Grande der Deutschen Presse-Agentur zum Jubiläum am Samstag.
Die Universität beging den Tag am Standort Cottbus mit einem großen Fest. Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) und Wissenschafts-Staatssekretär Tobias Dünow waren unter den Gästen.
Der Regierungschef sieht die Uni vor einer „vielversprechenden Zukunft“. „So skeptisch die Neugründung anfangs von einigen gesehen wurde, so kräftig hat die Universität Fahrt aufgenommen. Heute ist sie ein Motor der Strukturentwicklung Lausitz.“ Die Uni habe die zehn Jahre genutzt, um ihr Profil zu schärfen.
Die Anfänge der Technischen Universität waren Grande zufolge alles andere als leicht. Angesiedelt in einer Region, die nach der Wende mit wirtschaftlichem Niedergang zu kämpfen hatte, sei es schwierig gewesen, sich zu behaupten. Jahrzehnte später sei die BTU längst aus ihrer Entwicklungsphase heraus und könne mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft eine gute Schlagkraft entwickeln.
Grande sieht für die kommenden Jahre die Chance, dass die Forschungsprojekte der Uni und deren Anwendung in der Wirtschaft nicht nur die Region prägen, sondern auch weltweit ausstrahlen können. Dafür werde in neue Studiengänge investiert, die international ausgerichtet seien.
Eine besondere Stärke der BTU sei die anwendungsorientierte Forschung und Lehre, betonte Woidke. Das bewiesen auch die vier neuen Studiengänge zum Thema Künstliche Intelligenz, die stark nachgefragt seien. Auch Studiengänge zu Energietechnik oder Cyber Security seien Beleg für die moderne Ausrichtung.
Unter anderem auch dafür warb die BTU in der Lausitz der Präsidentin zufolge 50 Prozent mehr Drittmittel ein. Die Ausrichtung auf Zukunftsthemen finde offensichtlich Anklang. Im Gegensatz zum bundesweiten Trend verzeichnet die Uni laut Grande seit einigen Semestern auch stetig wachsende Studienanfängerzahlen.
Derzeit liegt die Zahl an den Standorten Cottbus und Senftenberg bei rund 6800 Studierenden, knapp 40 Prozent kommen aus dem Ausland. Zudem hat die Uni Hunderte neue wissenschaftliche Beschäftigte und zwei neu gegründete Institute. „Die Region ist eine der am dynamischsten wachsenden Wissenschaftslandschaften in Deutschland - und die BTU ist mittendrin statt nur dabei“, sagte Grande.
Eng zusammen arbeitet die Universität mit renommierten Instituten und Zentren wie etwa Fraunhofer, Leibniz, Helmholtz und mit dem Deutschen Institut für Luft-und Raumfahrt (DLR). Nach Worten der BTU-Präsidentin werden sich die Leibniz-Institute auch mit einem Gebäude ansiedeln, der Schwerpunkt soll dort auf Mikroelektronik und Sensorik liegen. „Das alles zusammen ergibt eine unglaubliche Dynamik und ein Profil, das optimistisch stimmt“, sagte Grande.
Bei der Kooperation mit Industriepartnern wie Rolls-Royce, Unternehmen wie dem Energiekonzern Leag, aber auch kleineren Firmen geht es um die Transformation der Ergebnisse der Forschung in die Wirtschaft. Ein Beispiel dafür ist das Chesco-Center, in dem klimafreundliche Flugantriebe für Kurz- und Mittelstrecken geplant, getestet und umgesetzt werden. Es soll bis 2026 entstehen. Mehrere Fraunhofer-Institute, Industriepartner wie Rolls-Royce und das Deutsche Institut für Luft-und Raumfahrt (DLR) arbeiten zusammen. Rund 25 Fachgebiete der BTU sind involviert.
Für die Wirtschaft hat die Universität ihre Rolle als bedeutender Zukunftsgestalter im Wandel gefunden. Mit dem entstehenden Lausitz Science Park würden Uni und Region auch international stärker sichtbar, erklärte Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus. Allerdings sollte die Innovationskraft der Universität die Entwicklung in den Unternehmen künftig noch stärker mitbestimmen. Praxisnaher Technologietransfer in die Wirtschaft und ein angepasstes Studienangebot sei in Zeiten der Transformation und des akuten Fachkräftemangels wichtiger denn je.