Grand Prix d'Eurovision Grand Prix d'Eurovision: Rigas Nachtleben zieht Fans aus aller Welt an

Riga/dpa. - Erst Tallinn, jetzt Riga - im zweiten Jahr in Folge wird der Grand Prix d'Eurovision im Baltikum veranstaltet. Und während Europa am 24. Mai das Augenmerk auf die Interpreten richtet, pulsiert rund um den Austragungsort in der lettischen Hauptstadt das Nachtleben. Die lokale Restaurant- und Musikszene zieht Kultur-Fans, Feinschmecker und Tanzwütige zu Tausenden an - nicht nur in Riga: Die ehemaligen Sowjetrepubliken Lettland, Estland und Litauen bieten eine überraschende Vielfalt von nächtlichen Vergnügungsmöglichkeiten.
«Hier kann man jede Nacht durchtanzen», sagt der 30-jährige Andris, der an der Bar des Rigaer Szeneclubs «Depo» lehnt. Es geht auf Mitternacht zu, Musik schallt aus dem Keller. Mit seinem Bier in der Hand stapft Andris runter ins schummerig beleuchtete Gewölbe und entscheidet sich dort für die Live-Performance von einheimischen Drum'n'Bass-Künstlern. Die Chillout-Klänge im anderen Raum kommen bei ihm weniger gut an.
Ganz anders ist die Atmosphäre in teilweise absichtlich nostalgisch gehaltenen Restaurants: Dort lässt sich der Nachgeschmack des früheren Regimes ahnen, ein Hauch der ehemaligen Sowjetunion schwebt in der Luft. Sogar Blechteller sind in einigen der über ganz Riga verstreuten «Kafejnicas» (öffentlichen Kantinen) noch zu finden.
Die meisten Lokalbesitzer verabschieden sich jedoch von den alten Zeiten: Unerwartet «hippe» Kneipen siedeln sich in frisch renovierten Häusern in den baltischen Hauptstädten an. Auswahl, Qualität und Service haben sich in Tallinn in Estland, Riga in Lettland und Vilnius in Litauen schon längst an West-Standards angepasst. Für die Preise gilt das nicht: Umgerechnet nur einen Euro kostet das Bier üblicherweise, ein Essen in einem Mittelklasse-Restaurant fünf Euro.
In Estland ziehen «Nachtfalter» genauso wie in Berlin oder London durch Bars und Clubs, lassen sich von Klassik berieseln, tanzen zu avantgardistischer Musik oder muten mit Underground-Sounds den Ohren einiges zu. Das Neonlicht blendet, wenn Besucher aus der hellen Tallinner Sommernacht in die ultramoderne «Mutantdisco» kommen. Im oberen Stockwerk tanzen hunderte zu Dance-Beats, unten ist die Atmosphäre gemütlicher. Internationale Gast-DJs stehen an den Mischpulten. In einem zum Kino umfunktionierten dritten Raum werden Kultfilme gezeigt. «Das Publikum ist angenehm gemischt», meint Aira, eine 23-jährige Friseurin.
Als «Geheimtipp» in Tallinn gilt das «Café Anglais». In einem Prachtbau auf dem Rathausplatz im zweiten Stock versteckt, servieren die freundlichen Kellner dort französische Bistro-Kost. Bei leichter Musik ist das Lokal Treffpunkt für Zugereiste und Einheimische, viele Künstler sind unter den Gästen. Gleich nebenan lockt eine Galerie.
Typisch für das Baltikum sind Musik-Cafés: Vor allem Live-Jazz präsentieren etablierte einheimische Bands dort den Gästen, meistens gratis. Mancher Besucher lässt sich rasch zum Tanzen hinreißen, so etwa im Jazzclub «Angaras» in Vilnius. Kristina, eine Jura-Studentin, meint, das rustikale Interieur passe am besten zum Jazz.
Im «Café de Paris» mitten in der Altstadt von Vilnius hingegen wechselt die Musik täglich. Hier dürfen die Stammgäste selbst Platten auflegen, weil sie sich dann «viel mehr mit unserem Lokal identifizieren», erklärt die Kellnerin stolz. Auf zwei Mini-Tanzflächen zappeln die Tanzbegeisterten, die lang gezogene Bar sammelt die ruhigeren Gemüter um sich. Die Glasfront signalisiert Offenheit - ein Flair, das auch im Lokalinneren wiederkehrt.
Im Baltikum boomt das Nachtleben nicht zuletzt durch steigende Besucherzahlen. Zu einer Touristenfalle entwickelte sich die Region dennoch nicht: Bislang konnten sich die Stadtzentren ihren einzigartigen nordosteuropäischen Charakter erhalten. Barocke und gotische Stilbauten dominieren - auch nach dem Musik-Grand-Prix.
Zuverlässige Stadtführer auf Englisch gibt es im Internet unter http://www.inyourpocket.com und http://www.balticsww.com. Die offizielle Grand-Prix-Homepage ist zu finden unter http://eurovision.tv. Allgemeine touristische Informationen gibt es auf der Homepage der Tourismuszentrale http://www.baltic-info.de.