Golf von Mexiko Golf von Mexiko: Ölpestregion wartet auf Hurrikan «Alex»

Washington/dpa. - Zehn Wochen Ölpest - und nun kommt auch noch«Alex» den Katastrophenbekämpfern ins Gehege. Der erste Hurrikan derSaison, der am Mittwoch das texanisch-mexikanische Grenzgebiet amGolf von Mexiko ansteuerte, brachte das Abschöpfen und Abfackeln desÖlteppichs auf der Wasseroberfläche zum Stillstand. Weil dieAusläufer des Sturms mehr als zwei Meter hohe Wellen verursachten,wurden die bei den Reinigungsaktionen eingesetzten Schiffe in dieHäfen dirigiert.
Die Zwangspause bringt neue Frustration, neue Enttäuschung in diegebeutelte Region. US-Präsident Barack Obama hatte wohl auch vordiesem Hintergrund am Dienstag seinen Vize Joe Biden ins Krisengebietgeschickt, um den Menschen Mut zuzusprechen. In Washington versuchtedas Außenministerium, Kritikern Wind aus den Segeln zu nehmen. Nachzunehmenden Beschwerden, dass sich die Regierung anscheinend ziere,Auslandshilfe anzunehmen, wurde eine Liste von Hilfsangebotenveröffentlicht, die Washington nun annehmen will oder auch bereitsangenommen hat.
Um 22 Angebote aus zwölf Ländern und mehrerer Organisationen gehtes, auch Deutschland steht unter anderem mit Barrieren zumÖlaufsaugen und technischem Personal auf der Liste.
Und so liest sich die Bilanz der Einsatzleitung am Golf von Mexikozehn Wochen nach dem Beginn der Katastrophe:
- Knapp 39 000 Helfer und mehr als 6800 Schiffe sind im Einsatz
- 106 000 Tonnen Öl-Wasser-Mix wurden aufgesogen oder abgeschöpft
- Vier Millionen Liter an Chemikalien zum Zersetzen des Ölteppichssind auf der Wasseroberfläche versprüht worden, gut zwei Millionenunter Wasser
- 275 Mal ist Öl auf dem Wasser abgefackelt worden
- Dennoch hat sich die Ölpest ständig ausgeweitet: Küstenabschnittein einer Gesamtlänge von 665 Kilometern sind ölverschmutzt, 420Kilometer davon in Louisiana.
Der britische Ölkonzern BP hat für den Fall weitererÖlkatastrophen einen Notfallfonds vorgeschlagen, an dem sich diegesamte Branche beteiligt. Kleinere Unternehmen sollten höhere Kostenbei der Ölförderung und vor allem die Folgekosten von Unfällen wiedem Untergang der Bohrplattform «Deepwater Horizon» nicht tragen,sagte Christof Rühl, Chefökonom des britischen Ölmultis, der«Financial Times Deutschland» (Mittwoch).
Der Energieriese hat nach der Ölpest im Golf von Mexiko einenHilfsfonds über 20 Milliarden Dollar aufgelegt. Analysten schätzendem Bericht zufolge, dass sich die Schäden für BP auf bis zu 40Milliarden Dollar addieren könnten.
Der Schmierstoffspezialist Liqui Moly hat kein Nachsehen mit BP:Er boykottiert den Konzern wegen der Umweltkatastrophe. «Mitsofortiger Wirkung sind BP und alle seine Tochterfirmen von unsererZuliefererliste gestrichen und unsere Firmenfahrzeuge tanken nichtmehr bei Aral», sagte Ernst Prost, Inhaber und Geschäftsführer vonLiqui Moly, am Mittwoch. «Das soll ein Zeichen gegenVerantwortungslosigkeit und Umweltzerstörung sein.»
