Getöteter Löwe Cecil Getöteter Löwe Cecil: Hobby-Großwildjäger bricht sein Schweigen
Köln - Lange war von Walter Palmer kein einziges Wort zu hören. Nachdem der Zahnarzt aus den USA bei einer Großwildjagd Anfang Juli in Simbabwe den Löwen Cecil getötet und damit weltweit für Empörung gesorgt hatte, schloss er seine Praxis und tauchte ab. Erst jetzt, sechs Wochen später, hat der 55-Jährige sein Schweigen gebrochen. Mit einem Anwalt an seiner Seite hat Palmer zwei Reportern in Minneapolis ein Interview gegeben und die Jagd auf das Tier gerechtfertigt. 20 Minuten dauerte das Gespräch, es soll auch sein einziges bleiben.
Doch in dem Interview ging es weniger um die Geschehnisse aus dem Juli im Hwange Nationalpark, als vielmehr um das, was Palmer hernach privat zu ertragen hatte. Er betonte, dass er sich die vergangenen sechs Wochen keineswegs versteckt habe. Aber auch Gründen der Sicherheit habe er seinen Aufenthaltsort besser geheim halten wollen. Nur Freunde und Familie habe er getroffen.
„Es war sehr hart“
Palmer zeigte sich entsetzt von den Reaktionen der Kritiker. "Vor allem für meine Frau und meine Tochter war es sehr hart", klagte er. "Sie wurden in den sozialen Medien bedroht. Ich verstehe die Ebene der Menschlichkeit nicht, dass man auf Personen los geht, die gar nicht involviert waren."
Auch für die Mitarbeiter seiner Praxis tue es ihm leid, die durch den medialen Wirbel ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden seien. "Ich muss zurück zu meinen Mitarbeitern und meinen Patienten, und sie wollen auch, dass ich wiederkomme. Das ist der Grund, warum jetzt wieder hier bin."
„Es war eine legale Löwenjagd“
Eine Londoner Zeitung hatte Palmers Identität nach der umstrittenen Jagd bekannt gemacht. Daraufhin kam es zu zahlreichen Demonstrationen vor der Praxis, aber auch vor Palmers Ferienhaus in Florida. Dort hatten Unbekannte "Löwenmörder" auf sein Garagentor gesprüht und mindestens sieben Schweinefüße in der Einfahrt verteilt.
Auch im Fernsehen wurde Palmer unter Feuer gesetzt. Der US-amerikanische TV-Moderator Jimmy Kimmel fragte in seiner Show: „Wieso erschießt du einen Löwen? Wie kann einem so etwas Spaß machen?“ Die britische Moderatorin Sharon Osbourne - Ehefrau von Ozzy Osbourne - pflichtete ihrem Kollegen bei: „Ich hoffe, dass Walter Palmer seinen Namen, seine Arbeit und sein Geld verliert. Seine Seele hat er bereits verloren.“
„Alles wurde richtig gemacht“
Als die Journalisten im Interview ihn zur Jagd befragten, zitierte Palmer lediglich aus einem Statement, das er bereits kurz nach seiner Tat veröffentlicht hatte. Sein Anwalt fügte hinzu: "Alles wurde richtig gemacht. Es war eine legale Löwenjagd in Simbabwe." Palmer selbst stellte klar, dass er Cecil zunächst mit einem Pfeil verwundet und wenig später mit einem zweiten Pfeil getötet habe.
Medien hatten berichtet, dass zwischen diesen beiden Schüssen rund 40 Stunden gelegen hätten. Dem hat Palmer jetzt widersprochen. Nach seiner Version soll deutlich weniger Zeit verstrichen sein. Wie viel genau, ließ er indes offen.
Die Wildhüter des Nationalparks erzählen allerdings eine andere Geschichte. Da die Löwenjagd im Park verboten ist, soll Palmer das Tier mit Futter aus dem Gebiet gelockt und dann getötet haben.
Nicht immer an die Vorschriften gehalten
Schon damals hatte der Hobby-Großwildjäger beteuert nicht gewusst zu haben, dass Cecil ein solch beliebtes Tier gewesen sei. "Ich hatte keine Ahnung, dass der Löwe, den ich genommen habe, in der Region so bekannt war, ein Halsband trug und Teil einer Studie war." Das 13-jährige Tier war mit einem GPS-Halsband ausgestattet, mit dem Forscher der Oxford University Daten sammelten.
Palmers Glaubwürdigkeit ist allerdings angekratzt, denn als Jäger ist er schon häufiger mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Bereits 2008 war er wegen Wilderei verurteilt worden, weil er einen Schwarzbären in Wisconsin geschossen, das tote Tier dann mit seinen Komplizen rund 65 Kilometer weit zu einer legalen Jagdzone gebracht hatte. 2003 fischte er ohne Genehmigung und wurde zu einer Geldstrafe verurteilt.
Unklar ist noch immer, was aus Cecils Kadaver wurde. Auch dazu wollte sich Palmer nicht weiter äußern. (ccp)